Bestechungsskandal

Weitere Vorwürfe gegen Bolton Wanderers

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Der mutmaßliche Bestechungsskandal im englischen Profi-Fußball weitet sich aus. Vorwürfe weiten sich aus.

Am Donnerstag erhob ein weiterer Spielerberater neue Vorwürfe gegen den beschuldigten Premier-League-Klub Bolton Wanderers. Zudem hat nach Informationen des "Guardian" ein vom nationalen Fußballverband (FA) eingesetzter unabhängiger Ermittler noch weit reichendere Hinweise für illegale Transaktionen bei Spielerwechseln gefunden als die BBC.

Trainer wehrt sich
Der als Hauptbeschuldigter geltende Bolton-Trainer Sam Allardyce (Bild) wehrte sich hingegen gegen die Bestechungsvorwürfe. Die Spielerberater, die diese Behauptungen in einer BBC-Sendung erhoben hatten, "haben bereits meinem Anwalt schriftlich bestätigt, dass sie gegenüber der BBC gelogen haben", verteidigte sich Allardyce. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, bei der Verpflichtung des israelischen Nationalspielers Idan Tal illegal ein Handgeld von rund 75.000 Euro eingestrichen zu haben.

Das Geld sei über seinen Sohn Craig geflossen, der zwar lizenzierter Spielerberater ist, aber nicht mit Bolton verhandeln durfte. Diese Vorwürfe wurden am Donnerstag durch den früheren Berater von Tal gestützt: " Ich habe Idan Tal immer und immer wieder Bolton angeboten", sagte Spielerberater Ronen Katsav. Erst als Craig Allardyce den Spieler unter seine Fittiche genommen habe, sei es zu dem Transfer gekommen.

Middlesbrough fordert Strafe
Während sich die meisten Premier-League-Klubs mit Äußerungen zurückhalten, ging Middlesbrough in die Offensive. Präsident Steve Gibson forderte eine Bestrafung von Chelseas Jugendkoordinator Frank Arnesen. "Er sollte von Chelsea zur Rechenschaft gezogen werden, denn er hat gegen die Regeln verstoßen" , sagte Gibson, der aber einen möglichen Drei-Punkte-Abzug des englischen Meisters als Wiederholungstäter ablehnte. Arnesen war heimlich dabei gefilmt worden, wie er verbotenerweise umgerechnet 220.000 Euro für einen 15-jährigen Jugendspieler des Klubs des Österreichers Emanuel Pogatetz bot.

Scotland Yard ermittelt
Doch das Schlimmste droht möglicherweise noch. Der englische Fußballverband hat bereits zu Jahresbeginn einen unabhängigen Ermittler eingesetzt, der sämtliche Spielertransfers in der Premier League seit Jänner 2004 auf Unregelmäßigkeiten untersucht. Der vorläufige Untersuchungsbericht des früheren Scotland-Yard-Chefs Lord John Stevens soll am 2. Oktober vorgelegt werden. Laut "Guardian" hat Stevens "deutlich detailliertere und weit reichendere" Hinweise für illegale Transaktionen gesammelt.

FIFA noch zurückhaltend
Auch beim Welt-Fußballverband FIFA betrachtet man die Vorfälle mit gemischten Gefühlen. "Wir müssen vorsichtig sein und das Prinzip der Unschuld wahren, so lange die Schuld nicht bewiesen ist", meinte Sprecher Markus Siegler. "Aber wenn etwas davon stimmt, ist es natürlich nicht gut für den Fußball-Sport. " Nach FIFA-Regulativ liegt die Entscheidung über Disziplinar-Maßnahmen beim englischen Verband. "Die FA befasst sich mit den Vorfällen, aber sicherlich gibt es Kontakt mit der FIFA. Sie informieren uns laufend über die Entwicklung."

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