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Unsere Tiere

38 Grad in Wien – Fiakerpferde zwischen Tradition und Tierleid

Touristen flanieren durch die Altstadt, suchen Schatten unter Markisen – und steigen ein für eine scheinbar romantische Stadtrundfahrt im Fiaker. Doch was für Besucher:innen ein stimmungsvolles Erlebnis ist, bedeutet für die Pferde stundenlange Arbeit unter extremsten Bedingungen. 

Tierschutzorganisationen schlagen Alarm. Bei Temperaturen von bis zu 38 Grad werden Wiens Fiakerpferde nach wie vor eingesetzt – auf heißem Asphalt, zwischen hupenden Autos, ohne ausreichenden Hitzeschutz. Die Organisation Tierschutz Austria fordert jetzt ein sofortiges Fahrverbot ab 30 Grad Außentemperatur. Mehr als 6.000 Menschen haben eine entsprechende Petition bereits unterzeichnet.

„Was als Tradition verkauft wird, ist für die Pferde ein täglicher Höllenritt“, sagt Tierschutz Austria-Sprecher Martin Aschauer. Lärm, Hitze, Enge, Erschöpfung – die Tiere arbeiten oft mehrere Stunden am Stück auf Kopfsteinpflaster, das sich zusätzlich stark aufheizt. Dazu kommt: In den engen Gassen der Innenstadt gibt es kaum Luftzirkulation. Die offiziell gemessenen Temperaturen, an die das aktuelle Fahrverbot gekoppelt ist, werden weit außerhalb oder im Schatten erhoben – nicht dort, wo die Pferde tatsächlich stehen müssen.

Die Kritik am Fiakerbetrieb in Wien ist nicht neu. Seit Jahrzehnten kämpfen Tierschutzorganisationen wie Tierschutz Austria, der Verein gegen Tierfabriken (VGT) und andere für bessere Bedingungen – oder gleich für ein Ende dieser Form der Tierausbeutung. Schon in den 1990er Jahren wurden erste Missstände dokumentiert. Immer wieder gab es Petitionen, Demonstrationen, politische Anträge. Die Reaktion der Politik: zögerlich bis symbolisch.

Immer wieder dokumentieren Tierschützer erschütternde Szenen: Pferde, die bei über 35 Grad im Einsatz sind. Tiere, die bei Gewittern oder Platzregen nicht aus dem Geschehen genommen werden. Betriebe, die keinerlei Weidegang bieten – obwohl dieser für das Wohl der Tiere essenziell wäre. Die Boxenhaltung, das stundenlange Stehen auf Asphalt, das monotone Gehen auf harten Straßen: All das widerspricht grundlegenden Anforderungen an artgerechte Pferdehaltung.

Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 06.07.2025, hier in voller Länge sehen. Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 13.07.2025, 18:30 Uhr

Die aktuelle Petition von Tierschutz Austria fordert drei konkrete Maßnahmen:

  • Ein Fahrverbot für Fiaker ab 30 Grad Außentemperatur
  • Die Verlegung der Fiakerstrecken aus der Innenstadt an pferdegerechtere Orte
  • Strengere gesetzliche Auflagen, inklusive verpflichtendem Weidegang

Der Verein betont: Tierschutz endet nicht bei Hund und Katze. Auch Arbeitstiere – und dazu gehören Fiakerpferde zweifellos – verdienen ein Leben ohne vermeidbares Leid. Es sei höchste Zeit, dass Wien nicht länger an einem touristischen Bild festhält, das auf Kosten der Tiere geht. Und tatsächlich: In vielen anderen europäischen Städten wurden Pferdekutschen längst verbannt – aus Tierschutz- wie auch aus Umweltgründen. In Wien hingegen hält man weiterhin an der Tradition fest. Doch wie lange noch?

Unterzeichnen Sie hier die Petition zur Forderung nach einem Fiaker-Fahrverbot über 30 Grad sowie einer generellen Verlegung von Fiaker-Strecken fernab der Innenstadt:

Hier können alle, die nicht nur zuschauen, sondern handeln wollen, mit wenigen Klicks ein deutliches Zeichen setzen – für ein Wien, das seinem Ruf als tierfreundliche Stadt gerecht wird.

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