Es könnte der wichtigste Tierschutz-Entscheidungstag des Jahres werden: Am 9. Mai 2025 soll im Gesundheitsausschuss ein neues Gesetz zum Thema Vollspaltenboden für Schweine beschlossen werden.
Es soll mit 1. Juni in Kraft treten – sonst wären die allermeisten bestehenden Schweinefabriken in Österreich ab diesem Datum illegal.
Doch das Thema bleibt hochumstritten. Tierschutzorganisationen wie der Verein gegen Tierfabriken (VGT) warnen, dass hinter verschlossenen Türen eine Lösung vorbereitet wird, ohne öffentliche Begutachtung oder Mitsprache von Tierschutzorganisationen.
„Dass die Entscheidung so spät fällt und ohne Begutachtungsfrist, ist inakzeptabel. Es gibt nicht einmal eine konkrete Gesetzesformulierung, von der wir wissen“, kritisiert VGT-Obmann DDr. Martin Balluch.
Vollspaltenböden bestehen aus harten Betonplatten mit schmalen Rillen, durch die Kot und Urin ablaufen. Für die Schweine bedeutet das: harter, unnatürlicher Untergrund ohne Stroh, massive Gelenkschäden, Stress und Verhaltensstörungen. Tiere auf Spaltenböden zeigen oft Zwangsverhalten wie Schwanzbeißen – ein klares Zeichen chronischen Leidens.
Der Verfassungsgerichtshof hatte der Regierung bereits Fristen gesetzt, um das bisherige Gesetz zu reparieren – insbesondere die unklaren Übergangsfristen. Diese Frist läuft nun mit Ende Mai aus. Wenn jetzt nicht gehandelt wird, droht ein gesetzliches Vakuum.
Kunst als Protest: Graffiti am Donaukanal
Dass das Thema auch die Bevölkerung bewegt, zeigt eine neue Wandmalerei am Donaukanal bei der Franzensbrücke in Wien: Auf einer 12 Meter breiten und 5 Meter hohen Fläche blickt ein Schwein mit traurigen Augen auf die Passant:innen. Daneben steht unübersehbar: „Nein zum Vollspaltenboden“.
Solche künstlerischen Tierschutzaktionen sind am Donaukanal kein neues Bild. In den vergangenen Jahren machten Wandbilder dort bereits auf die Fallenjagd auf Füchse und die Spaltenbodenhaltung von Mastrindern aufmerksam. Jetzt ist das Schwein Symbol für einen Wendepunkt im Tierschutz.
Besonders groß ist die Sorge, dass eine mögliche neue Landesregierung im Burgenland – etwa eine FPÖ-ÖVP-Koalition – das geplante Verbot wieder aufheben könnte. Das wäre ein deutlicher Rückschritt für den Tierschutz.
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Eine Umfrage zeigt deutlich: 92 % der österreichischen Bevölkerung sprechen sich für eine verpflichtende Stroheinstreu in der Schweinehaltung aus. Tierschutzorganisationen fordern daher, dass das neue Gesetz nur eine Übergangslösung sein darf. Danach müsse eine breite öffentliche Diskussion über einen neuen Mindeststandard beginnen – mit verpflichtender Stroheinstreu als zentralem Element.
Die kommenden Wochen entscheiden, ob Österreich beim Tierschutz weiter Vorbild bleibt oder einen Rückschritt macht. Für die Schweine bedeutet die Entscheidung: endloser Beton oder endlich artgerechter Boden unter den Klauen.