Jedes leise Sirren versetzt Mafe Cabreros in Alarmbereitschaft. „Wenn ich das Summen einer Mücke höre, habe ich Angst – sie könnte meine Kinder stechen, ohne dass ich es gleich merke“, erzählt die zweifache Mutter aus Manila.
Ihre Angst ist begründet: Dengue-Fieber schwächt jährlich 100 bis 400 Millionen Menschen, rund 20 000 von ihnen sterben daran – die WHO stuft die Krankheit inzwischen als eines der rasantesten globalen Gesundheitsrisiken ein.
Aedes-Mücken legen Eier schon in einem Kronkorken voll Regenwasser ab; steigende Temperaturen und längere Monsune – beides Folgen des Klimawandels – dehnen das Brutfenster aus und verlagern es immer weiter in dicht besiedelte Städte. „Mücken sind seit Millionen Jahren hier, und Arten wie Aedes aegypti haben sich perfekt angepasst, direkt neben dem Menschen zu leben“, erklärt Tom Mascari, Chef-Entomologe des Repellent-Herstellers SC Johnson. „Darum gelten sie als tödlichstes Tier der Welt – gefährlicher als Krokodile oder sogar die Gewalt des Menschen.“
Cabreros’ Tagesroutine spiegelt das Grundprinzip der Prävention: Fenster schließen, Wasser¬behälter leeren, spiralförmige Rauch¬coils anzünden, Repellent auf Kinderarme tupfen. „Als ich Dengue hatte, war mir schwindlig, ich musste erbrechen, der ganze Körper tat weh – ich war völlig kraftlos. Das will ich meinen Kindern ersparen.“
Forschende an der University of South Florida setzen auf eine KI-gestützte Falle: „Lockstoff rein, Ventilator saugt die Mücke an, eine Kamera blitzt – der Algorithmus erkennt Art und Geschlecht und meldet die Daten in Echtzeit“, sagt Digital¬biologe Prof. Ryan Carney. So können Behörden Hotspots lokalisieren, bevor ein Ausbruch eskaliert. Eine Falle soll weniger als 150 Dollar kosten; Massen¬einsatz wäre also erschwinglich.
Sein Kollege Prof. Sriram Chellappan betont den ökologischen Vorteil: „Wenn wir genau wissen, wo krankheits¬übertragende Mücken sitzen, müssen wir nicht die ganze Stadt besprühen, sondern können punktgenau eingreifen.“
Parallel laufen Pilotprojekte, die Mücken mit Wolbachia-Bakterien unfruchtbar machen oder mithilfe von Genscheren die Virus¬übertragung blockieren. Doch Artenschützer mahnen, solche Eingriffe streng zu überwachen, um das ökologische Geflecht – etwa als Nahrung für Fledermäuse oder Libellen – nicht zu zerreißen.
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In Manila verteilen Schulen und die Ayala-Stiftung Info-Hefte, Wiederbefüll¬-Fläschchen mit Repellent und Checklisten zur Beseitigung von Brutstellen. Kinder kontrollieren Blumentöpfe und Dach¬rinnen, melden Wasserlachen per Handyfoto an die Stadtverwaltung. Jeder trockengelegte Bottich erspart Insektizide – gut für Kinderlungen, bestäubende Insekten und städtische Vögel.
Mascari fasst beim Asian Dengue Summit das Leitmotiv zusammen: „Ein Jahrhundert Erfahrung zeigt, dass es nie die eine Wunderwaffe gibt. Erst das Zusammenspiel aus persönlichem Schutz, smarter Überwachung und sauberem Umfeld macht den Unterschied.“
Solange der Klimawandel das Terrain der Mini-Vampire erweitert, bleibt der Wettlauf eng. Doch jedes aufgeklärte Schulkind, jede KI-Falle und jeder Regentonnendeckel, der richtig verschlossen wird, raubt Dengue ein Stück Terrain – und schenkt Familien wie der von Mafe Cabreros die Chance, beim Summen einer Mücke wieder an warme Sommerabende statt an Fieber und Schmerz zu denken.