Nahezu ergebnislos verlief der zweite Tierschutzgipfel Mitte Dezember.
Rudolf Anschober, auch für Tierschutz zuständiger Minister, lud am 15. Dezember zum zweiten Tierschutzgipfel. Während der erste Tierschutzgipfel vergangenen Juli im Zeichen von Tiertransporten und den damit einhergehenden Problemen stand, dreht sich der vorwöchige Gipfel schwerpunktmäßig um die Schweinehaltung, Vollspaltenböden und Stroh-Einstreu. Nach einem ergebnislos verlaufenden ersten Zusammentreffen von für den Tierschutz und das Tierwohl relevanter Interessensgruppen sollte die zweite Auflage mehr Bewegung und tatsächlich auch Ergebnisse liefern.
Schädliche Blockaden
Beim zweiten Tierschutzgipfel wurde erneut ersichtlich, dass die Anliegen der Bürger*innen und Konsument*innen bislang zu wenig Berücksichtigung finden, wird das Treffen seitens der Vertreter*innen des Tierschutzvolksbegehrens resümiert. Immer noch dominieren, das sieht man etwa bei der Frage der Herkunftskennzeichnung bei Lebensmitteln, die Interessen jener, die das Wohl der Tiere und den Schutz der Natur nicht im Sinn haben. Und so werden die Transparenz & Rückverfolgbarkeit beim Essen, ein wichtiger Hebel für systemische Veränderung, nach wie vor von Wirtschaftskammer und Industrie blockiert. Zum großen Schaden der Tiere, der Natur und unseren Bauern.
Tierwohl ist nicht gleich Tierschutz
Tiertransport-Campaignerin Ann-Kathrin Freude vom Verein gegen Tierfabriken (VGT) kritisiert die bisherigen Ergebnisse des Tierschutzgipfels in Bezug auf Tiertransporte und fordert von den Beteiligten eine konsequente Bearbeitung der anstehenden Novellierung des Tiertransportgesetzes. Bisher wurde ausschließlich mit den Wirtschaftspartnern an der Durchführbarkeit der Tiertransporte gearbeitet, nicht aber an einer Verringerung. Vom Wunsch der Bevölkerung, diese ganz einzustellen, ist noch nicht im Ansatz die Rede: "Bitte verabschieden wir uns doch von den Schönheitsmaßnahmen am Status Quo und erarbeiten Lösungen, die - um die Formulierung von Ministerin Köstinger aufzunehmen - von einem bloßen TierWOHLgipfel, der sich lediglich um das Wohl der Tiere AM Transport kümmert, diese Transporte jedoch nicht verringert, zu einem TierSCHUTZgipfel führen, der die Tiere vor diesen Transporten und dem grausamen Schicksal, das sie danach zumeist erwartet, schützen kann."
Schweinehaltung muss artgerecht sein
SPÖ-Tierschutzsprecher Dietmar Keck betonte die Sinnhaftigkeit dieses zweiten Tierschutzgipfel zu den Themen Tiertransporte und Schweinehaltung: „Es ist gut und sinnvoll, dass der Tierschutzgipfel von Bundesminister Anschober einberufen wurde. Dort konnten die SPÖ-Positionen zu Tiertransport und Schweinehaltung klar und deutlich dargelegt werden. Nach diesem Gipfel müssen jetzt endlich Taten gesetzt werden.“ Keck weiter: „Tiere sollen maximal über eine EU-Mitgliedstaats-Grenze hinweg transportiert werden, in Drittstaaten gar nicht mehr. Wir exportieren fast die dieselbe Anzahl an Tieren, wie wir importieren. Das ist sinnlos und zeigt die Notwendigkeit einer Umstrukturierung der Agrarfördersysteme in Österreich und der EU. Zusätzlich geht es bei der Schweinehaltung um eine artgerechte Haltung, weg von den Vollspaltenböden, hin zu mehr Flächen und Beschäftigungsmaterialen“, fasst der Abgeordnete die SPÖ-Positionen zusammen.
Großer Handlungsbedarf in Schweinehaltung
Der Gipfel hat klar gemacht, resümiert VGT-Obmann Martin Balluch, dass es bei der Schweinehaltung einen sehr großen Handlungsbedarf gibt. Und dass der Auslöser für die anzugehenden Verbesserungen, die Weichenstellung sozusagen, nicht nur Förderungen sein können, sondern auch Gesetzesverbesserungen sein müssen.
Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 20. Dezember 2020, hier in voller Länge sehen.