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Rebellen kündigen Sturm auf Bani Walid an

Aufständische umstellen Wüstenstadt

Kämpfer der neuen Führung in Libyen haben sich am Sonntag auf einen möglichen Angriff auf die Wüstenstadt Bani Walid vorbereitet, eine der letzten Bastionen des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi. Ein örtlicher Vertreter des Nationalen Übergangsrates hatte der Stadt bis Sonntag 10.00 Uhr (Ortszeit und MESZ) gegeben, sich zu ergeben. Unklar war aber zunächst, ob die Stadt tatsächlich angegriffen oder ob das Ultimatum verlängert werden sollte.

In Verhandlungen mit Stammesältesten sei aber grundsätzliche Einigung über eine friedliche Übergabe der Stadt erzielt worden. Er gehe deswegen davon aus, dass die Aufständischen die Stadt bald ohne Kampf übernehmen können, so ein Rebellenführer am Sonntag gegenüber dem arabischen Fernsehsender Al-Jazeera.
Der Präsident des Nationalen Übergangsrates, Mustafa Abdel Jalil, hatte ein Ultimatum an die Gaddafi-Anhänger landesweit bis zum 10. September verlängert. Der Innenminister des Übergangsrates, Ahmed Dharrat, sagte am Sonntag in der Hauptstadt Tripolis aber, Bani Walid werde "heute oder morgen" befreit, ohne auf das verlängerte Ultimatum einzugehen. "Wir sind bereit, von drei Fronten aus anzugreifen: vom Norden, Osten und Westen", erklärte Mahmoud Abdul Aziz, ein Vertreter des Verhandlungsteams, Al-Jazeera.

Mehrere Vertraute des flüchtigen Gaddafi sowie sein Sohn Saadi sollen sich der neuen Führung zufolge in Bani Walid aufhalten, das rund 180 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Tripolis liegt. Die Stadt galt auch als mögliches Versteck von Gaddafi selbst, die Vertreter der neuen Führung vor Ort vermuten ihn aber inzwischen nicht mehr dort.  Er hätte dort jedoch den Schutz des größten Stammes in Libyen, der Warfalla, gesucht haben können, wurde in den vergangenen Tagen spekuliert. Nun gilt Gaddafis Geburtsstadt Sirte (Surt) als mögliches Versteck.

Kämpfer der neuen libyschen Führung und Anhänger Gaddafis hatten sich in der Nacht auf Sonntag bereits vereinzelt Gefechte nahe Bani Walid geliefert. Gaddafi-Kämpfer hätten am Abend versucht, die Stadt zu verlassen, sagte ein Sprecher des Nationalen Übergangsrats. "Unsere Kämpfer haben geantwortet, es hat kleine Gefechte gegeben, die mehrere Minuten gedauert haben." In der Stadt selbst soll es aber noch keine Kämpfe gegeben haben, die Frontlinie verläuft der neuen Führung zufolge rund 15 bis 20 Kilometer nördlich von Bani Walid.

Nach Angaben von geflüchteten Bewohnern der Stadt haben viele Gaddafi-Kämpfer die Stadt inzwischen verlassen und sich mit schweren Waffen in die Berge zurückgezogen. Bani Walid soll einer Geisterstadt gleichen.

Unterdessen forderte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) von den Aufständischen ein Ende willkürlicher Festnahmen von Schwarzafrikanern. Diese würden nun grundsätzlich verdächtigt, Söldner des Gaddafi-Regimes gewesen zu sein, kritisierte die Organisation am Sonntag. Es gebe Massenfestnahmen. Human Rights Watch forderte die Freilassung aller Gefangenen, die nur aufgrund ihrer Hautfarbe festgehalten werden. Gegenüber HRW erklärte die Mehrheit der Gefangenen, nicht als Söldner ins Land gekommen zu sein. Sie seien Gastarbeiter.
 

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