Corona-Krise

180 Migranten aus Quarantäne auf Sizilien geflüchtet

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Polizei auf der Suche nach Asylwerbern - Innenministerin verhandelt mit Tunesien, um Migration zu bremsen.

Rom/Caltanissetta/Tunis. 180 Migranten, die sich in einem Flüchtlingslager in der sizilianischen Stadt Caltanissetta in eine zweiwöchigen Quarantäne begeben mussten, sind vom Hotspot geflüchtet. Im Flüchtlingslager befanden sich circa 350 Migranten. Keiner der geflüchteten Migranten sei positiv auf das Coronavirus getestet worden, teilten die Behörden mit.
 
Dutzende Polizisten begaben sich auf Suche nach den Asylsuchenden, 120 von ihnen wurden inzwischen lokalisiert. Sie müssen zurück in die Quarantäne. Der Bürgermeister von Caltanissetta, Roberto Gambino, rief die italienische Regierung auf, keine Migranten mehr in die Stadt zu entsenden. "So kann es nicht weitergehen. Die Sicherheitsbedingungen sind in der Flüchtlingseinrichtung unangemessen", warnte der Bürgermeister.
 
"Migranten auf der Flucht und Migrationswelle ohne Ende. Die Regierung öffnet die Häfen und kontrolliert die illegalen Migranten nicht", protestierte der Chef der rechten Lega, Matteo Salvini. Er hatte vergangene Woche die süditalienische Insel Lampedusa besucht, die seit Wochen mit einer starken Migrationswelle konfrontiert ist.
 
Die italienische Innenministerin Luciana Lamorgese reiste indes am Montag nach Tunesien. Ziel der Reise sei eine engere Kooperation mit den tunesischen Behörden, um die vermehrten Migrationsbewegungen in Richtung Italien zu stoppen, hieß es im Innenministerium in Rom. Dabei soll unter anderem eine Beschleunigung des Prozederes zur Abschiebung tunesischer Migranten besprochen werden.
 
Die Ministerin bemüht sich auch in Brüssel, die Rückführungen von Menschen ohne Asylanspruch zu beschleunigen. Darüber werde sie in den nächsten Tagen mit Amtskollegen aus anderen EU-Ländern diskutieren, sagte die Innenministerin.
 
Die Hilfsorganisation "Alarm Phone" berichtete unterdessen, dass ein Boot mit 95 Migranten im zentralen Mittelmeerraum in Seenot geraten sei. Ein weiteres Boot in maltesischen Gewässern mit 44 Migranten an Bord wurde von der italienischen Küstenwache gerettet.
 
Am Sonntag hatte die tunesische Küstenwache vor Tunesiens Küste ein Migrantenboot mit 19 Personen im Alter zwischen elf und 35 Jahren gestoppt, die illegal Italien erreichen wollten. Die Zahl der Migranten, die auf dem Seeweg nach Italien gelangen, ist in den vergangenen Wochen wieder stark gestiegen. Allein im Juli wurden nach Behördenangaben mehr als 4.300 Menschen registriert. Mehr als 11.300 Migranten sind nach Angaben des Innenministeriums in Rom seit Anfang 2020 in Italien eingetroffen. Im Vergleichszeitraum 2019 waren es 3.508.
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