Arzt über Covid-19:

'Wie ein Tsunami, der uns überwältigt hat'

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"Der Krieg ist losgebrochen, die Schlachten sind erbarmungslos"

Italien steht am Rande des Corona-Kollaps, das ganze Land wurde zur "roten Zone" erklärt. Die Folgen des Shutdowns sind unabsehbar: 60 Millionen Menschen sind nun isoliert, das öffentliche Leben kommt zum Erliegen. Indes steigt die Zahl der Todesfälle in Italien weiterhin rasant an: innerhalb eines Tages um 168 auf insgesamt 631 Corona-Tote.
 
Wie schlimm die Lage bereits ist, schildert nun ein Arzt aus Bergamo in der Lombardei. „Der Krieg ist buchstäblich explodiert und die Schlachten finden ununterbrochen statt, Tag und Nacht“, schreibt Daniele Macchini auf Facebook. Der Arzt, der im Krankenhaus „Humanitas Gavazzeni“ Corona-Patienten behandelt, beschreibt eine dramatische Situation vor Ort. „Noch vor einer Woche stand unser aktueller Feind noch im Schatten.“ Die Ärzte hätten dann auf einen Krieg gewartet, der noch nicht begonnen hatte und von dem viele  nicht so sicher waren, ob er jemals so wild kommen würde.“
 
'Wie ein Tsunami, der uns überwältigt hat'
© AFP
 
 

"Der Krieg ist losgebrochen"

Und dann sei dieser Krieg tatsächlich explodiert. „Der Krieg ist losgebrochen und die Schlachten sind erbarmungslos, Tag und Nacht. Einer nach dem anderen kommen die unglücklichen Armen in die Notaufnahme. Sie haben alles andere als die Komplikationen einer Grippe. Hören wir auf zu sagen, dass es eine schlimme Grippe ist“, schreibt Macchini. 
 
„Es gibt jetzt hier keine Unterteilung mehr nach Chirurgen, Urologen und Orthopäden – wir sind alle nur noch Ärzte, die versuchen, diesen Tsunami zu bekämpfen, der auf uns herabstürzt“, schreibt der Mediziner weiter. „Plötzlich steht die Notaufnahme am Rande des Zusammenbruchs.“
 
'Wie ein Tsunami, der uns überwältigt hat'
© AFP
 
Macchini berichtet von der Erschöpfung der Mitarbeiter: „Es gibt keine Schichten mehr, Zeitpläne. Das soziale Leben ist für uns ausgesetzt.“ Die emotionale Belastung ist enorm: „Krankenschwestern haben Tränen in den Augen, weil wir nicht alle retten können“.
Seine Schilderungen beendet der Arzt mit einem Appell: „Haben Sie also auch Geduld, wenn Sie nicht ins Theater, in Museen oder ins Fitnessstudio gehen können. Versuchen Sie, sich dieser Vielzahl älterer Menschen zu erbarmen, die Sie töten könnten.“
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