Bihac Flüchtlinge Balkanroute

Tausende drängen in EU ++ Drama im Mittelmeer

Balkan-Route zurück: Neue Flüchtlingswelle rollt an

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Flüchtlingszahlen am Balkan steigen rasant. Die Situation in den Lagern ist brenzlig.

Am Freitag wurden 11 Flüchtlinge, darunter drei Frauen und fünf Kinder, in Kärnten aus einem Güterwaggon befreit. Sie kamen über die Balkanroute, wie zuletzt mehr Flüchtlinge. Hotspot ist jetzt Bosnien & Herzegowina.

  • 50 Prozent mehr: In den ersten fünf Monaten kamen mehr als 8.800 Flüchtlinge nach Bosnien, 50 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Jahres 2018. Insgesamt flüchteten seit vergangenem Jahr laut UNHCR fast 33.000 Menschen in das Land.
  • Kaum einer will Asyl: Nur ein Bruchteil davon – 1.764 Menschen – stellte in Bosnien & Herzegowina einen Antrag auf Asyl. Für fast alle ist das Land nur Durchgangsstation.
  • 7.200 Aufgriffe: Sie wollen über die grüne Grenze nach Kroatien und damit in die EU. „Wir haben in diesem Jahr 7.200 Migranten an der Grenze aufgegriffen“, sagte der Grenzpolizist Gilio Toic-Sintic am Wochenende in der ZiB 1. 90 Prozent von ihnen seien Männer von 20 bis 25 Jahren.

Skandal-Lager Bihac an Grenze zu Kroatien

Bihac Flüchtlinge Balkanroute
© APA/AFP/ELVIS BARUKCIC
Hygiene im Lager ist desaströs.
  • Unhaltbare Zustände: Fast alle fristen ihr Dasein in den Lagern um die bosnische Stadt Bihac. Die Deutsche Welle berichtet von „unhaltbaren ­hygienischen Zuständen“. UNHCR appelliert dringend, weitere Lager einzurichten.
  • Österreich Zielland: Wer es über die Grenze schafft, für den geht es weiter in die Zielländer. Österreich ist dabei eines der beliebtesten.
  • 200.000 Anträge: Aber: Von einem Ansturm wie 2015 ist das weit entfernt. Damals stellten fast 1,5 Millionen Menschen Asylanträge, in diesem Jahr waren es in ganz Europa knapp 200.000.

Bihac Bosnien Balkanroute Flüchtlinge
© APA/AFP/ELVIS BARUKCIC
Flüchtlinge in notdürftigen Zelten.

Schiff zunächst Einfahrt verweigert: Malta nimmt Gerettete doch auf

Es war ein Ringen unter Einsatz von Menschenleben: Nach Italien verweigerte auch Malta dem deutschen Rettungsschiff „Alan Kurdi“ die Einfahrt in seinen Hafen. Am Sonntagabend die Kehrtwende: Die 65 Migranten sollten von maltesischen Streitkräften nach La Valletta gebracht werden. Malta kündigte an, dass keine der Personen auf dem Inselstaat bleiben soll. Sie würden auf andere EU-Länder aufgeteilt.

Trotz Verbots. Zuvor hatte das italienische Rettungsschiff „Alex“ mit 41 Flüchtlingen trotz Verbots den Hafen der Insel Lampedusa angesteuert. Die Lage auf dem für 18 Personen ausgelegten Boot sei unerträglich, so die NGO Mediterranea.

Absolutes Nein. Italiens Innenminister Matteo Salvini attackierte die NGO dafür, die Flüchtlinge auf ihr Schiff geholt zu haben. „Das Schlauchboot mit den Migranten an Bord hatte keinerlei Problem“, so Salvini. Dass es seeuntauglich war, sei „eine der Lügen der linken NGO“. Zuvor forderte Deutschland ihn auf, die Häfen für die Schiffe zu öffnen. „Absolutes Nein!“, schrieb Salvini dazu. Er will die Strafen für Seenot-Retter auf eine Million Euro anheben.

Alan Kurdi
© APA/AFP/sea-eye.org/FABIAN HEINZ
Schiff "Alan Kurdi" fuhr mit Geretteten nach Malta

Kurz: "Gerettete nicht nach Europa bringen"

Ex-Kanzler Sebastian Kurz lehnt es ab, aus dem Mittelmeer Gerettete nach Europa zu bringen. „Sie wecken damit nur falsche Hoffnungen und locken damit womöglich unabsichtlich noch mehr Menschen in Gefahr“, sagte er deutschen Welt am Sonntag. „Solange die Rettung im Mittelmeer mit dem Ticket nach Mitteleuropa verbunden ist, machen sich immer mehr Menschen auf den Weg“, sagte Kurz.

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