Frankreich

Abgeordneter wies Belästigungs-Vorwurf zurück

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Ex-Vizeparlamentspräsident Baupion spricht von "Verführungsspielen".

Der wegen Vorwürfen der sexuellen Belästigung als Vizepräsident der französischen Nationalversammlung zurückgetretene Grünen-Politiker Denis Baupin hat sein Schweigen zu der Angelegenheit gebrochen. In dem am Mittwoch erschienenen Wochenmagazin "L'Obs" erklärte Baupin, er habe sein "ganzes Leben lang" niemand sexuell belästigt oder angegriffen.

"Fast tägliche Belästigung"
Zu den Vorwürfen der Abgeordneten Isabelle Attard über eine "fast tägliche Belästigung mit provokanten, anzüglichen SMS" erklärte Baupin, es habe sich um "Verführungsspiele" gehandelt. Baupin war am 9. Mai von seinem Posten zurückgetreten, nachdem mehrere Grünen-Politikerinnen dem Abgeordneten und Ehemann von Wohnungsbauministerin Emmanuelle Cosse in den Medien vorgeworfen hatten, sie sexuell angegriffen oder belästigt zu haben. Mittlerweile erhoben 13 Frauen entsprechende Beschuldigungen.

Politische Motive
Baupin sprach jetzt im "L'Obs" von möglichen politischen Motiven im Zusammenhang mit den Spaltungen innerhalb der Grünen-Partei Europe Ecologie Les Verts (EELV), die er Mitte April verließ. Die Affäre kam zu einem Zeitpunkt, da Frankreichs Grüne im Streit über die politische Ausrichtung der Partei zerbrachen. Ein Teil der Partei unterstützt den Kurs des sozialdemokratischen Staatschefs François Hollande. Vertreter dieses Flügels, unter anderem Baupins Ehefrau Cosse, traten im Februar im Zuge einer Kabinettsumbildung in die Regierung ein.

Viele Grüne sind aber strikt gegen eine Zusammenarbeit mit Hollande - sie werfen ihm vor, soziale und ökologische Themen zu vernachlässigen. In dem Streit verließen in den vergangenen Monaten eine Reihe von Politikern die Grünen-Partei EELV.

Ermittlungen
Die Justiz ermittelt gegen Baupin zu den Fällen, die sich zum Teil schon in den 1990er Jahren ereignet haben. Die Parteisprecherin der Grünen, Sandrine Rousseau, berichtete, Baupin habe sie bei einem Parteitreffen im Oktober 2011 gegen eine Wand gedrückt und versucht, sie zu küssen. Einige Delikte der sexuellen Belästigung verjähren in Frankreich nach drei Jahren.

Eine Sprecherin der Gruppierung Osez le feminisme (Wagt den Feminismus), Marie Allibert, sagte der Nachrichtenagentur AFP, Baupins "Verteidigungsstrategie" sei typisch für einen Mann, der meine, seine Taten durch den Verweis auf "Unbeholfenheit" oder "stürmisches Flirten" entschuldigen zu können. Unfähig zu sein, das "Nein" auf sexuelle Avancen zu hören, sei bereits ein Akt der sexuellen Belästigung.

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