Terror im Urlaubsparadies

Ägypten: Islamisten drohen Touristen

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Alle Ägypten-Urlauber sollen bis Donnerstag das Land verlassen.

Eine der militantesten Islamistengruppen in Ägypten droht mit weiteren Anschlägen auf Touristen. Die Ausländer sollten bis Donnerstag das Land verlassen, warnte die Organisation Ansar Beit al-Maqdis am Dienstag über den Kurznachrichtendienst Twitter. Sonst müssten sie damit rechnen, Ziel weiterer Angriffe zu werden. Ein großer Teil der ägyptischen Touristen kommt aus Deutschland und Russland.

Ultimatum

"Wir empfehlen Reisenden eine sichere Ausreise, bevor die Frist abläuft", warnten die Extremisten. Sie hatten sich kurz zuvor zu dem Anschlag auf einen Touristenbus auf der Sinai-Halbinsel bekannt, bei dem am Sonntag zwei südkoreanische Urlauber und ein ägyptischer Busfahrer getötet und mindestens 20 Menschen verletzt worden waren.

Seit dem Sturz des demokratisch gewählten, islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi durch das Militär im Juli haben Extremisten in Ägypten Hunderte Polizisten und Soldaten getötet. Der Anschlag am Sonntag markiert jedoch eine Wende in ihrer Strategie, denn bisher blieben Touristen weitgehend von der Gewalt im Land verschont. Überwiegend wurden Einrichtungen der Sicherheitskräfte angegriffen. Weitere Angriffe könnten der ohnehin unter den politischen Unruhen leidenden Wirtschaft des Landes massiv schaden, denn der Tourismus zählt zu den wichtigsten Einnahmequellen Ägyptens. Vor der Revolution vor fast genau drei Jahren, die zum Sturz des langjährigen Machthabers Hosni Mubarak geführt hat, machte der Sektor mehr als zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus.

Das österreichische Außenministerium verweist in den Reiseinformationen zu Ägypten auf seiner Homepage direkt auf den Anschlag vom 16. Februar. Es wird betont, dass die schon bisher für den Nordsinai geltende Reisewarnung auch Tabe inkludiert.

Vorsicht ist geboten
Das deutsche Auswärtige Amt rät bei Reisen nach Ägypten einschließlich der Touristengebiete am Roten Meer generell zu Vorsicht. Von Fahrten außerhalb der Badeorte auf der Sinai-Halbinsel wird abgeraten. Vor Reisen in den Norden der Halbinsel und das ägyptisch-israelische Grenzgebiet wird generell gewarnt. Dies gilt auch für den Badeort Taba, in dessen Nähe der Anschlag am Sonntag verübt wurde. Nach Angaben des ägyptischen Innenministeriums war der Bus vom Katharinenkloster, einem beliebten Reiseziel im Süden der Halbinsel, nach Israel unterwegs gewesen. Dem dortigen Tourismusbüro zufolge wurden die Sicherheitsmaßnahmen in den Reisegebieten bereits vor Monaten verschärft. Die Zahl deutscher Touristen bei Reisen nach Taba sei zuletzt gestiegen.

Ansar Beit al-Maqdis gilt derzeit als aktivste Islamisten-Organisation in Ägypten. Sie hat damit gedroht, die von Militärchef Abdel Fattah al-Sissi eingesetzte Übergangsregierung zu stürzen. Im vergangenen Monat kündigte sie eine "Eskalation" an, um "den wirtschaftlichen Interessen des Regimes" zu schaden. Unter dem Strich gilt die Gruppe aber chancenlos gegen die mächtigste Armee in der Arabischen Welt. Experten gehen davon aus, dass sie der Regierung mehr schadet, wenn sie verstärkt Reisende und damit den wirtschaftlich wichtigen Tourismussektor ins Visier nimmt statt Soldaten.

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