Widersacher Darboe und zwei weitere Kandidaten erkennen Teilergebnisse nicht an.
Banjul. Amtsinhaber Adama Barrow hat die Präsidentschaftswahl im westafrikanischen Gambia gewonnen. Dies teilte die staatliche Wahlkommission am Sonntagabend in Banjul mit. Der Sieg Barrows hatte sich bereits zuvor abgezeichnet. Allerdings erkannte sein schärfster Widersacher Ousainou Darboe die Teilergebnisse nicht an, ebenso wie zwei weitere der insgesamt sechs Kandidaten. Es handelte sich um die erste Wahl seit der Flucht des langjährigen Machthabers Yahya Jammeh ins Exil.
"Wir weisen die bisher verkündeten Ergebnisse zurück", erklärten die drei Präsidentschaftskandidaten am Sonntagabend nach Auszählung von 40 der 53. Darboe rief die Bevölkerung des Landes zugleich zu Zurückhaltung auf. Er appelliere alle, "ruhig und friedlich zu bleiben", sagte der 73-Jährige. Zugleich betonte er, dass nun "alle möglichen Aktionen auf dem Tisch liegen". Der Urnengang galt als wichtiger Test für den Übergang zur Demokratie im kleinen westafrikanischen Land.
Weitere fünfjährige Amtszeit
Das Endergebnis wurde noch am Sonntag erwartet. Jammeh hatte Gambia seit einem Putsch 1994 mehr als 20 Jahre lang mit harter Hand regiert. Seine Amtszeit war von massiven Menschenrechtsverstößen gekennzeichnet. Im Jänner 2017 floh er nach Äquatorialguinea, nachdem er die Präsidentschaftswahl gegen Barrow verloren hatte. Der 56-jährige Barrow trat nun zur Wiederwahl für eine weitere fünfjährige Amtszeit an.
Vor den Wahllokalen in der Hauptstadt Banjul hatten sich am Samstag lange Schlangen gebildet. Unter den Wartenden war die 27-jährige Alice Jarjue, die vier Stunden anstand, um ihre Stimme in einer umfunktionierten Markthalle abzugeben. Sie hoffte vor allem auf eine friedliche Wahl: "Wenn ein anderer gewinnt als mein Kandidat, muss man das respektieren".
Wahlhelfer markierten die Finger der Wahlberechtigten mit schwer löslicher Tinte, um mehrfache Stimmabgaben zu verhindern. Wegen der niedrigen Alphabetisierungsrate im Land gab es keine Stimmzettel. Stattdessen gaben die Wähler ihre Stimme ab, indem sie eine Murmel in die Urne für ihren Kandidaten warfen. Auf den Urnen klebte das Bild des jeweiligen Kandidaten - eine Praxis aus Zeiten der britischen Kolonialherrschaft.
Fünf Gegenkandidaten
Unter den fünf Gegenkandidaten Barrows waren dem Politikveteran Darboe die größten Chancen eingeräumt worden. Der 73-jährige Jurist hatte als Anwalt Gegner Jammehs vertreten und war auch mehrfach bei Wahlen gegen Jammeh angetreten. Unter Barrow war er Außenminister und dann Vizepräsident, bevor er 2019 zurücktrat.
Doch auch Jammeh hat in Gambia immer noch viele Unterstützer. Vor der Wahl hatte er aus dem Exil zu Kundgebungen seiner Anhänger aufgerufen. Jammehs Einfluss auf Gambias Politik und seine mögliche Rückkehr aus dem Exil spielten auch im Wahlkampf eine wichtige Rolle.
Viele Wähler hoffen vor allem auf eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen. Gambia ist eines der ärmsten Länder der Welt. Etwa die Hälfte der zwei Millionen Einwohner lebt nach Angaben der Weltbank von weniger als 1,90 Dollar (1,68 Euro) am Tag. Die stark vom Tourismus abhängige Wirtschaft wurde von der Corona-Pandemie schwer getroffen.