Wegen U-Boot

Arktis droht Atomkatastrophe

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Das russische Atom-U-Boot K-27 ist vor rund 30 Jahren gesunken.

Der Arktis droht ein "eigenes Tschernobyl". Im Karasee vor der russischen Doppelinsel Nowaja Semlja liegen tausende Container mit abgebrannten Kernbrennstäben, radioaktives Material und gesunkene Atom-U-Boote. Das U-Boot "K-27" könnte jetzt eine nukleare Katastrophe auslösen. Zu diesem Ergebnis kamen Experten einer Expedition zu der Versenkungsstelle laut einem am Dienstag auf dem norwegisch-russischen Info-Portal "Barents-Observer veröffentlichten Bericht.

"Nukleare Zeitbombe"
Experten des russischen Umweltministeriums fürchten, dass durch das Eindringen von Meerwasser eine Kettenreaktion ausgelöst wird. Die in 33 Metern Tiefe liegende "K-27" müsse bis spätestens 2014 geborgen werden, da sonst eine "hohe Wahrscheinlichkeit einer unkontrollierten Kettenreaktion wegen hochangereicherten Kernbrennstoffes" besteht, heißt es in dem Bericht.

Das U-Boot K-27 war nach einem schweren Störfall im Jahr 1968, bei dem Radioaktivität freigesetzt und neun Besatzungsmitglieder bei Reparaturversuchen tödlich verstrahlt wurden, eineinhalb Jahrzehnte vor Anker gelegen. 1982 wurde es östlich der Insel Nowaja Zemlija in rund 30 Meter Tiefe versenkt. Dies galt damals als die sicherste Methode, weitere Verstrahlung der Umwelt zu verhindern.

Die K-27 befand sich bei ihrem Unfall noch im Probebetrieb. Das Unterseeboot war mit einer damals neuartigen Flüssigmetallkühlung für die Bordreaktoren ausgestattet. Die Technik wurde in verbesserter Form später auch bei Atom-U-Booten der sogenannten Alfa-Klasse verwendet.

Löcher im Rumpf
Ähnliches droht durch das Atom-U-Boot "K-159" auch im Barentssee, einem der weltweit wichtigsten Fanggebiete für Kabeljau. Bilder zeigen große Löcher im Rumpf des U-Boot-Wracks. Auch hier wird eine Bergung bis 2014 empfohlen.

Von offizieller russischer Seite war trotz des besorgniserregenden Berichts, der ohne die kritischen Passagen veröffentlicht wurde, nur von "potenziellen Gefahren" die Rede.  DIe EU-Kommission drängt auf ein rasches Handeln der russischen Regierung.

Die Kosten für die Entsorgung des U-Bootschrotts werden auf "-zig" Millionen Euro geschätzt. Zu den internationalen Geldgebern zählen Frankreich, Norwegen sowie die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD). Letztere unterstützt das Sanierungsprojekt in Gremicha laut "Barents Observer" mit zwölf Millionen Euro.

Laut den norwegischen Experten ist eine Hebung und Bergung des Wracks technisch möglich, aber teuer. Russland versuche nun, internationale Aufmerksamkeit für das Problem zu erregen und finanzielle Unterstützungen zu erhalten. Norwegen hat bereits vor zwei Wochen angedeutet, die russischen Behörden bei der Hebung und Entsorgung der K-27 unterstützen zu wollen.

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