Fukushima-Leck

Atom-Wasser kommt zu uns

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11,5 Millionen Liter in Meer geleitet
. Fische & Algen verseucht.

Wenn nichts mehr hilft, muss der Ozean daran glauben. Es scheint, als ob Japan im Kampf gegen die Strahlenbelastung nichts mehr einfällt. Der AKW-Betreiber Tepco musste gestern zugeben: "Wir haben 11.500 Tonnen verstrahltes Wasser ins Meer gepumpt."

Die Vorgeschichte:
Das gesamte Wochenende lang floss atomverseuchtes Wasser ungehindert ins Meer. Die Menge war enorm: sieben Tonnen pro Stunde. Insgesamt – über zwei Tage – waren es 336.000 Liter. Die Werte für die Jod-131-Belastung des Wassers sollen bei einer Million Becquerel pro Liter liegen. Das ist etwa 10.000 Mal mehr, als sonst an Atomanlagen gemessen wird.

Alle verzweifelten Versuche, das Leck abzudichten (Beton, Chemikalien, Papier, sie färbten sogar das Wasser weiß, um das Leck zu orten), brachten keinen Erfolg. Jetzt sieht Tepco nur mehr eine Lösung: Dieses hochgiftige Wasser soll in den Auffangbecken der unbeschädigten Reaktoren 5 und 6 gelagert werden.

Doch: Dort liegen in den Becken bereits 11.500 Tonnen verseuchtes Wasser. Dieses soll nun einfach ins Meer geschüttet werden.

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Belastete Fische
Jetzt beginnt der teuflische Kreislauf: Das Atom-Wasser vergiftet derzeit vor der Küste Japans Tiere und Pflanzen. Helmuth Böck, Professor für Reaktorsicherheit an der TU-Wien: "Das Wasser wird jetzt verteilt und in den Biorhythmus eingebaut – Algen und Fische sind betroffen." Und es wird sehr lange im Ozean-Kreislauf bleiben: Cäsium 137, das jetzt ausgegossen wird, hat eine Halbwertszeit von 30 Jahren. Da sich das Gift in Tieren anreichert, kann der Verzehr von Fisch Krebs-erregend sein. Was geschehen muss, ist für Böck klar: "Die Fischerei soll beschränkt werden, alle Nahrungsmittel müssen kontrolliert werden."

Atom weltweit
Die ganze Welt wird jetzt bedroht. Meeresströmungen (Grafik oben) treiben das verseuchte Wasser rund um den Globus. Sogar die sonst sehr vorsichtige japanische Regierung schlägt jetzt Alarm: "Wenn die Lage über lange Zeit anhält, wird es riesige Auswirkungen auf den Ozean haben." Schon bald werden die Strahlenwerte in allen Meeren ansteigen – auch im Mittelmeer.
 

76.667 Badewannen voll mit Atomwasser

Es war wie immer: Die japanischen Behörden verströmten Anti-Krisen-Stimmung. Regierungssprecher Yukio Edano sagte gestern: "Wir müssen die Ausbreitung von verstrahltem Wasser in den Ozean so bald wie möglich stoppen." Wenige Stunden später dann die Gewissheit: Im AKW Fukushima wurden soeben 11.500 Tonnen verseuchtes Wasser in den Pazifik geschüttet.

11.500 Tonnen. Das sind 11,5 Millionen Liter verstrahltes Wasser.

76.667 Badewannen
Füllt man diese Menge Wasser in eine durchschnittliche Badewanne (150 Liter), dann wären 76.667 Wannen voll.

23.958 Stunden
Ein Wasserhahn (durchschnittliche Durchlassmenge 8 Liter pro Minute) müsste 998 Tage ohne Unterlass laufen – das sind 23.958 Stunden oder zwei Jahre und 268 Tage.

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Greenpeace warnt vor extrem hoher Strahlung.

Im Meerwasser rund 300 Meter südlich der Anlage sei eine Konzentration von radioaktivem Jod gemessen worden, die um das 3355-fache über dem zulässigen Höchstwert liegt

An dem Atomkraftwerk waren nach dem schweren Erdbeben und dem darauffolgenden Tsunami vom 11. März mit mehr als 28.000 Toten oder Vermissten die Kühlsysteme ausgefallen.

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In Bodenproben auf dem Gelände wurde inzwischen auch hochgiftiges und krebserregendes Plutonium gefunden.

Plutonium hat eine Halbwertzeit von 24.400 Jahren.

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