Belgien

Aufruhr nach Scherz-Reportage

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Das französischsprachige öffentlich-rechtliche Fernsehen vermeldete in einem fiktiven Bericht die Unabhängigkeitserklärung Flanderns.

Es klang überzeugend: "Das flämische Parlament hat einseitig die Unabhängigkeit Flanderns erklärt", teilte ein belgischer Nachrichtensprecher den Zuschauern im französischsprachigen Teil des Landes am Mittwochabend mit. König Albert und seine Gattin Paola hätten in einem Flugzeug der Luftwaffe das Land verlassen, meldete der öffentlich-rechtliche, französischsprachige Fernsehsender RTBF weiter, der für diese exklusive Nachricht eigens das laufende Programm unterbrach. Dazu wurden unscharfe Bilder von einem Militärflugplatz und eine Gruppe Monarchie-treuer Demonstranten vor dem Palast gezeigt.

Realistische Falschmeldung
Erst nach einer guten halben Stunde klärte der RTBF darüber auf, dass das Drama nur inszeniert war. Bis dahin hatte der Sender schon einige Aufregung ausgelöst: So häufig ist in der Vergangenheit über einen Zerfall der zweisprachigen Nation Belgien spekuliert worden, dass die Falschmeldung auf einige Zuschauer durchaus realistisch wirkte.

RTBF verteidigte seine Sendung als politisch: Man habe "die Wichtigkeit einer aktuellen politischen Debatte, der Debatte über die Zukunft Belgiens" herausstellen wollen, sagte ein Sprecher. Denn in Flandern, dem niederländischsprachigen Nordteil Belgiens, treten rechte Politiker seit Jahrzehnten für eine Unabhängigkeit ihrer wirtschaftlich starken Region ein. Das einst entwickeltere französischsprachige Wallonien hängt seit dem Niedergang der Kohle- und Stahleindustrie am finanziellen Tropf.

Scharfe Kritik an Sender
Politiker sowohl der flämischen als auch der wallonischen Seite fanden diesen Beitrag allerdings gar nicht hilfreich. "Ein schlechter Witz, der für schlechten Geschmack spricht", urteilte Didier Seeuws, der Sprecher des (flämischsprachigen) belgischen Ministerpräsidenten Guy Verhofstadt. Der französischsprachige Verteidigungsminister André Flahaut bezeichnete den gefälschten Bericht als "widerwärtig, inakzeptabel und skandalös" und forderte eine Abmahnung der verantwortlichen Journalisten.

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