Der seit 1990 regierende Präsident Islam Karimow bleibt nach der Wahl am Sonntag an der Macht.
In der früheren Sowjet-Republik Usbekistan ist am Sonntag ein neuer Präsident gewählt worden. Der autokratisch regierende Amtsinhaber Islam Karimow, der das Land seit der Unabhängigkeit führt, bewarb sich dabei um eine dritte Amtszeit. An seinem Wahlsieg gab es kaum Zweifel. Karimows Gegner und Menschenrechtsgruppen kritisierten die Wahl als Farce, da es keine echte Alternative zu Karimow gebe. In dem zentralasiatischen Land sind keine Konkurrenzparteien erlaubt, viele Oppositionelle leben im Exil.
Opposition ins Gefängnis oder in Psychiatrie gesperrt
Karimow
(69) hat in den 18 Jahren seiner Regierungszeit unabhängige politische und
religiöse Aktivitäten unterdrückt. Oppositionsführer und Dissidenten wurden
ins Gefängnis oder psychiatrische Kliniken gesteckt oder zum Verlassen des
Landes gezwungen.
Verfassung sieht nur zwei Amtszeiten vor
Die usbekische
Wahlkommission hat die dritte Kandidatur Karimows im November genehmigt,
obwohl die Verfassung höchstens zwei Amtszeiten für einen Präsidenten
vorsieht. Der 69-jährige Karimow hat in einer Fernsehansprache Anfang
Dezember Kritik an der Wahl zurückgewiesen und erklärt, der Urnengang werde
internationalen Standards entsprechen.
60 Prozent Wahlbeteiligung
Drei weitgehend unbekannte
regierungsnahe Parteien haben Gegenkandidaten für die Wahl aufgestellt:
einen ehemaligen Rektor, der jetzt Abgeordneter ist, eine Geschäftsfrau und
einen Rechtsprofessor, der die Menschenrechtskommission der Regierung
leitet. Keiner von ihnen hat einen aktiven Wahlkampf geführt. Beobachter
sehen sie als Staffage, um die Illusion einer Wahl zu erzeugen. Die amtliche
Nachrichtenagentur UzA nannte die Tatsache, dass bei der Wahl mehrere
Kandidaten antraten, einen Beweis für demokratische Verhältnisse im Land.
Bis zu Mittag nahmen knapp 60 Prozent der 16 Millionen Wahlberechtigten an der Abstimmung teil, wie UzA unter Berufung auf die Wahlbehörden berichtete. Eine Beteiligung von mindestens 33 Prozent war für die Gültigkeit der Wahl nötig. Die Wahllokale sollten um 16.00 Uhr (MEZ) schließen. Mit ersten Ergebnissen wurde für Montag gerechnet. Bei der Präsidentenwahl 2000 hatte Karimow mit mehr als 90 Prozent der Stimmen gesiegt.
Wahlbeobachtung sinnlos
Die Organisation für Sicherheit und
Zusammenarbeit in Europa (OSZE) entsandte eine nur 21 Personen umfassende
Beobachtermission zu der Abstimmung. Angesichts des offenbar begrenzten
Wettbewerbs sei eine eingehendere Beobachtung der Wahl sinnlos, hieß es zur
Begründung. Vielerorts brauchten die Wähler am Sonntag in den Wahllokalen
gar nicht ihren Personalausweis vorzuzeigen. Es sei ausreichend, wenn die
Wähler die Nachfragen der örtlichen Wahlleitung zu Identität und Wohnort
mündlich bestätigten, so UzA.
Keine ausländische Wahlberichterstattung
Die usbekischen
Behörden haben mehreren internationalen Medienorganisationen die
Akkreditierung für die Wahlberichterstattung verweigert. Karimow führt nach
Einschätzung von Beobachtern eine der repressivsten Regierungen in
Zentralasien an, einer rohstoffreichen Region im Spannungsfeld zwischen dem
Westen, Russland und China. Das überwiegend muslimische Usbekistan - ein
Nachbarland Afghanistans - exportiert Baumwolle, Gold, Öl und Erdgas.