Mit einem Pilotprojekt soll in der deutschen Hauptstadt nun ein sicherer Weg durch die Nacht gesucht werden.
Aufregung und Vorfreude - vor dem "Metropol"-Club im Berliner Szenebezirk Schöneberg war am Freitagabend beides zu spüren. Da sind zum einen die 300 PCR-getestete Partygänger, die ihrer ersten Nacht in einem Tanzclub seit Beginn der Pandemie entgegenfiebern. Und da sind zum anderen die Politik und Clubbetreiber, die gespannt auf dieses Wochenende und das dreitägige Pilotprojekt "Reboot Clubculture" schauen.
Clubs zählten zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 zu den Orten, auf die größere Coronaausbrüche zurückgeführt werden konnten - die sogenannten Superspreadingereignisse. Eines davon ereignete sich Ende Februar 2020 unweit des "Metropols", in der "Trompete". Beim damaligen Club-Leben konnten einige Faktoren zusammenkommen, die wohl als ideale Bedingungen für ein Virus gelten dürften, das sich auch über feinste, längere Zeit in der Luft schwebende Tröpfchen verbreitet. Da wären zum Beispiel: Eine große Zahl von Feiernden, die sich über Stunden hinweg durchmischt. Dazu Tanzen dicht an dicht, bei manchmal stickiger Luft. Wegen der Musik muss man laut sprechen oder sich anschreien, teils wird laut mitgesungen - das setzt mehr Aerosole frei als stille Tätigkeiten.
Mit dem Berliner Pilotprojekt soll nun herausgefunden werden, wie und ob in einer Pandemie auch drinnen sicher getanzt werden kann - draußen Tanzen ist unter Einhaltung der Hygieneregeln in Deutschland seit Ende Juni wieder erlaubt. An dem Projekt beteiligen sich neben dem "Metropol" fünf weitere Clubs, wie "Kitkat", "SO36" oder "Festsaal Kreuzberg". Sie bieten in den beiden Nächten zwischen Freitag und Sonntag Veranstaltungen mit rund 40 Künstlern aus der Szene an. Die 25 Euro teuren Tickets waren in wenigen Minuten vergriffen.
Für die insgesamt 2.000 Clubgänger gelten folgende Regeln: Alle müssen einige Stunden vor Eintritt in drei eigens eingerichteten Testzentren einen PCR-Test machen. Einlass gibt es nur mit negativem Ergebnis. Dabei soll nicht unterschieden werden, ob Menschen schon geimpft sind. Maske und Abstände braucht es aber nicht.
Teil des Pilotprojekts ist auch ein zweiter PCR-Test eine Woche nach dem Ereignis. Damit möglichst viele zu dem Test kommen, wurde vor allem Werbung in Berlin gemacht. Wer sich ein zweites Mal testen lässt, erhält zehn Euro des Ticketpreises zurück. Für die zweiten Tests hofft Florian Kainzinger von der Think.Health Hygiene Solutions auf eine Beteiligung von 70 bis 80 Prozent, um Rückschlüsse für weitere Schritte ziehen zu können.
Am "Metropol" herrschte am Freitagabend große Vorfreude. Beim Start ist auch Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) dabei. Der Senat unterstützt das Pilotprojekt. Lederer zeigt sich optimistisch: "Ich glaube, dass wir hier alle Sicherungsleinen eingezogen haben, die man einziehen konnte", sagt der Politiker.