US-Präsident Joe Biden hat seinem Amtsvorgänger und Wahlkampf-Rivalen Donald Trump nach der Verbreitung eines fragwürdigen Videoclips erneut Nazi-Rhetorik vorgeworfen.
Trump nutze "die Sprache Hitlers", nicht die Amerikas, sagte Biden in einem am Dienstag veröffentlichtem Wahlkampfvideo. In dem kurzen Clip hält der Demokrat ein Telefon in der Hand und sagt mit Bezug auf das Video: "Das ist auf seinem offiziellen Account? Wow."
Auch bei einer Wahlkampfveranstaltung in Boston griff Biden den Republikaner an, der im November erneut ins Weiße Haus einziehen will. Die Bedrohung, die von einer zweiten Amtszeit Trumps ausgehe, sei größer als während seiner ersten Präsidentschaft, sagte der 81-Jährige laut mitreisender Presse. Er nannte Trump demnach "gestört" und warf ihm Rachsucht nach der verlorenen Präsidentenwahl 2020 vor.
Wirbel um Video
Trump hatte am Montag auf der von ihm mit begründeten Plattform Truth Social ein - später wieder gelöschtes - Video geteilt, in dem fiktive Zeitungsartikel gezeigt wurden zu dem möglichen Szenario, dass der republikanische Präsidentschaftsbewerber bei der Wahl im November erneut gewinnen könnte. In einer der Schlagzeilen war unter anderem von der Schaffung eines "geeinten Reiches" die Rede. Trumps Umfeld bestätigte später, dass der Clip von dessen Account entfernt worden sei. Eine Sprecherin seines Wahlkampfteams erklärte auf Anfrage, es habe sich nicht um ein Video der Wahlkampagne gehandelt. Es stamme von irgendeinem Account und sei von einem Mitarbeiter, "der das Wort offensichtlich nicht gesehen hat", auf Trumps Account verbreitet worden.
Der Begriff wird oft mit dem "Dritten Reich" der Nazis in Deutschland in Verbindung gebracht. US-Medien zufolge bezieht sich das Wort Reich in dem Video aber vermutlich eher auf die Gründung des Deutschen Reiches im Jahr 1871. Demnach soll der Text aus einem Wikipedia-Eintrag zum Ersten Weltkrieg stammen. Das Video sei mit einer vorgefertigten Zeitungsartikel-Maske erstellt worden. Sie ist auch in anderen Clips im Netz verwendet worden. Auch andere Zeitungs-Schlagzeilen in dem auf Trumps Plattform verbreiteten Video nehmen Bezug auf den Ersten Weltkrieg.
Trump will bei der Präsidentenwahl im November erneut gegen Biden antreten. Im Wahlkampf bedient er sich regelmäßig radikaler Rhetorik. Politische Gegner hat er in der Vergangenheit als "Ungeziefer" verunglimpft. In anderen Wahlkampfauftritten sagte Trump beispielsweise, dass einige Migranten gar keine "Menschen" seien - oder dass Migranten das "Blut unseres Landes vergiften". Bidens Regierung verglich der 77-Jährige mit der Gestapo. Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) war in den Jahren 1933 bis 1945 die politische Polizei des Nazi-Regimes.