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Jet-Drama bei Teheran

Boeing stürzt nach Start im Iran ab: 176 Tote

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Die Maschine war erst vier Jahre alt

Eine ukrainische Passagiermaschine ist am Mittwoch in der Früh in der Nähe des Imam-Khomeini-Flughafens der iranischen Hauptstadt Teheran abgestürzt. Nach Angaben der Hilfsorganisation iranischer Halbmond kamen alle Insassen ums Leben. Ein Sprecher sagte am Mittwochmorgen im iranischen Staatsfernsehen, es seien alle 176 Passagiere und Crewmitglieder getötet worden.
 
 

Kiew: Triebwerkdefekt war Ursache 

Ein Triebwerksdefekt war nach Angaben der ukrainischen Botschaft im Iran Ursache für den Absturz einer ukrainischen Boeing-Passagiermaschine nahe der iranischen Hauptstadt Teheran am Mittwoch. Es lägen keine Hinweise auf einen Terrorakt oder einen Raketenangriff vor. Iranischen Medien zufolge hatte die Crew des Fluges nach Kiew vor dem Unglück keine Notlage erklärt.
 
Zuvor war von mehr als 160 Passagieren bzw. rund 170 bis 180 Menschen an Bord die Rede gewesen. Der Absturz, der nach jüngsten Angaben alle 176 Menschen an Bord das Leben kostete, sei der erste tödliche Unfall der von Kiew aus operierenden Linie Ukraine International Airlines.
 
Laut iranischen Medien stürzte die Boeing kurz nach dem Start in der Gegend der Stadt Parand in der Provinz Teheran ab. Die Maschine sei in Flammen aufgegangen. In Kiew wurde unterdessen ein Krisenstab einberufen. Dem Gremium gehören neben dem Ministerpräsidenten Alexej Gontscharuk verschiedene Minister und der Chef des Auslandsgeheimdienstes an. Der Stab sei auf Anordnung von Präsident Wolodymyr Selenskyj zusammengekommen.
 

Maschine war kaum vier Jahre alt 

Bei der nahe dem Teheraner Flughafen abgestürzten ukrainischen Passagiermaschine handelt es sich nach Einschätzung eines Experten um einen relativ neuen zweistrahligen Jet vom Typ Boeing 737-800. "Die Maschine wurde 2016 ausgeliefert, war also noch relativ neu und hatte auch keine anderen Vorbesitzer", erklärte Unfallforscher Jan-Arwed Richter vom Hamburger JACDEC-Flugsicherheitsbüro.
 
Es handle sich um den mit Abstand schwersten Absturz einer ukrainischen Zivilmaschine überhaupt. "Der Unfall war der erste tödliche Unfall seit der Betriebsaufnahme der Ukrainian International Airlines im Jahre 1994", erklärte Richter.
 
Bei dem Flugzeugtyp Boeing 737-800 handelt es sich um einen Mittelstreckenjet, wie er von Airlines weltweit eingesetzt wird. Es ist eine der modernsten Versionen des bewährten Flugzeugtyps - ist allerdings nicht zu verwechseln mit der Boeing 737 Max, die nach zwei folgenschweren Abstürzen mit weltweiten Flugverboten belegt wurde.
 

Technischer Defekt

Die iranische Luftfahrtbehörde führte den Crash auf einen technischen Defekt zurück, wie der iranische Nachrichtensender Chabar unter Berufung auf einen Sprecher der Behörde berichtete. Wie diese so kurz nach dem Absturz am Mittwochmorgen zu dem Schluss eines Technikfehlers als Ursache kam, blieb zunächst offen.
 
Boeing stürzt nach Start im Iran ab: 176 Tote
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 Boeing reagierte kurz nach dem Absturz mit einem Tweet: "Uns sind die Medienberichte aus dem Iran bekannt und wir tragen gerade mehr Informationen zusammen."
 
Boeing stürzt nach Start im Iran ab: 176 Tote
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 Die um kurz nach 05.00 Uhr Ortszeit gestartete Maschine mit der Flugnummer PS752 stürzte ersten Erkenntnissen zufolge in ein offenes Feld nahe dem Teheraner Vorort Parand. Das Flugzeug hätte gegen 08.00 Uhr Ortszeit in der ukrainischen Hauptstadt Kiew landen sollen.
 

Wurde Maschine abgeschossen?

Kurz nach den iranischen Raketenangriffen auf Militärstützpunkte im Irak hatte die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA US-Flugzeugen die Nutzung des Luftraums in Teilen des Nahen Ostens untersagt. Über dem Persischen Golf, dem Golf vom Oman, im Irak und im Iran dürften in den USA registrierte Flugzeuge "wegen erhöhter militärischer Aktivitäten und steigender politischer Spannungen" nicht mehr operieren, hieß es in einer Mitteilung am Dienstag (Ortszeit). Es gebe ein erhöhtes Risiko, das ein Flugobjekt falsch identifiziert werde.
 
 
 
Ob ein Zusammenhang des Absturzes der ukrainischen Maschine mit der weiteren militärischen Eskalation des Konflikts zwischen dem Iran und den USA besteht, war zunächst völlig unklar. Wenige Stunden zuvor hatte es einen iranischen Vergeltungsangriff auf US-Soldaten im Irak gegeben. Die vom US-Verteidigungsministerium bestätigten Attacken auf die amerikanisch genutzten Militärstützpunkte Ain al-Asad und eine Basis in Erbil in der Nacht auf Mittwoch gelten als Racheakte für die Tötung des iranischen Top-Generals Qassem Soleimani durch einen US-Luftschlag in Bagdad vom Freitag.
 
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Boeing stürzt nach Start im Iran ab: 176 Tote
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Zwar hatten örtliche schiitische Milizen, die vom Iran unterstützt werden, die US-Stützpunkte im Irak zuletzt häufiger mit technisch einfacheren Raketen angegriffen. Ein direkter Angriff aus dem Iran markiert jedoch eine neue Eskalationsstufe im Konflikt zwischen den USA und dem Iran. Der Iran und die USA hatten sich seit Tagen mit martialischen Drohungen überzogen und jeweils drastische Reaktionen auf aggressives Handeln der Gegenseite in Aussicht gestellt.
 
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Wieder Zwischenfall mit Boeing 737

Erneut kam es zum Absturz einer Boeing 737. Im Unterschied der beiden Unglücke in Indonesien und Äthiopien im vergangenen Jahr handelt es sich aber nicht um eine Boeing 737 Max.
 
 
 
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