Prozess

Feiger Kapitän hält sich für Lebensretter

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Die Verteidigung des Kapitäns belastet den Steuermann schwer.

In der toskanischen Stadt Grosseto hat am Dienstag der zweite Tag des Beweissicherungstermins in Zusammenhang mit dem Unglück der Costa Concordia vom 13. Jänner begonnen. Vor Gericht zeigte sich erneut Francesco Schettino , Kapitän des gekenterten Kreuzfahrtschiffs, der im Juli aus dem Hausarrest entlassen worden war. Der 52-Jährige, dem wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung 15 Jahre Haft pro Todesopfer drohen, will an dem gesamten Verfahren teilnehmen, das etwa acht Tage dauern soll. Der in einem eleganten Anzug gekleidete Schettino grüßte die Journalisten, die auf ihn warteten.

Schettino: Kapitän Feigling vor Gericht

Im Gespräch mit Überlebenden des Unglücks hat Schettino versichert, dass er ihnen das Leben gerettet habe. Dank eines Manövers nach dem Zusammenprall des Luxusliners gegen die Felsen der Insel Giglio habe er verhindert, dass es beim Unglück zu noch mehr Todesopfern kommen würde. "Ich habe Ihnen und vielen Passagieren das Leben gerettet", sagte Schettino nach Angaben des deutschen Überlebenden Michael Liessem, der sich mit seiner Frau Angelika mit dem Kapitän am Rande des laufenden Beweissicherungstermin unterhielt.

"Wir haben Schettino gefragt, wie es ihm geht. Er antwortete, er sei aufgeregt", sagte Liessem. Schettino habe ihnen versichert, dass er mit seinem Manöver in der Nacht des Unglücks eine viel größere Tragödie verhindert habe. "Anfangs war ich über Schettino sehr verärgert, doch dann habe ich zum Teil meine Meinung geändert. Er hat bewiesen, einen menschlichen Charakter zu haben. Er ist mir sympathischer erschienen", berichtete Angelika Liessem dem italienischen TV-Sender Sky TG 24.

Bergung verzögert sich
Die Bergung des vor neun Monaten verunglückten Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" vor der toskanischen Insel Giglio verzögert sich. Bei der Bergung werde es zu einer zweimonatigen Verspätung gegenüber den ursprünglichen Bergungsplänen kommen, meldete Silvio Bartolotti, Geschäftsführer des italienischen Unternehmens Micoperi, das mit der US-Firma Titan Salvage mit der Aktion beauftragt wurde.

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