Sondermaßnahmen erlassen

Coronavirus: Mysteriöse Todesfälle jetzt auch im Iran

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Die beiden Fälle sorgen für Irritationen, die Regierung erließ nun Sondermaßnahmen

Nach dem Tod zweier Covid-19-Patienten in Ghom sollen in der iranischen Stadt Sondermaßnahmen ergriffen werden. Alle Schulen und Hochschulen in Ghom wurden vorläufig geschlossen, wie die staatliche Nachrichtenagentur IRNA berichtete. Das Gesundheitsministerium schickte Expertenteams in die religiöse Stadt 140 Kilometer südlich der Hauptstadt Teheran.
 
Alle Familienangehörigen der beiden Toten sollen auf das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 getestet werden. Außerdem wurden die fast 1,2 Millionen Einwohner der Stadt gebeten, unnötigen physischen Kontakt zu vermeiden.
 
Am Mittwoch waren in Ghom zwei Menschen an der vom Virus verursachten Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Ihr Tod wurde sowohl vom Gesundheitsministerium in Teheran als auch der Medizinischen Fakultät in Ghom bestätigt. Es soll sich um zwei ältere Männer handeln, die Anfang der Woche mit Atemproblemen ins Krankenhaus gebracht wurden. Bei beiden wurde Sars-CoV-2 nachgewiesen, wie es hieß. Es sind die ersten erfassten Infektionen im Land.
 
Nach Angaben der örtlichen Behörden waren die Betroffenen in jüngerer Zeit nicht im Ausland und nicht einmal außerhalb ihrer Heimatstadt Ghom. Zudem hatten sie keinen Kontakt zu chinesischen Touristen. Beide sollen Vorerkrankungen gehabt haben: Sie wurden während des Iran-Irak-Kriegs Opfer chemischer Waffen, wie es hieß.
 

Besorgte Reaktionen

Die beiden Todesfälle führten im Iran zu besorgten Reaktionen. "Corona (in Iran) angekommen" titelte die Tageszeitung "Schahrwand" am Donnerstag. In sozialen Medien wurde debattiert, wer zu den Betroffenen Kontakt gehaben könnte und wie verbreitet das Virus in Ghom und anderen Städten möglicherweise schon ist.
 
Die Sorge vor einem schon weit verbreiteten Erreger beruht darauf, dass der weit überwiegende Teil der Infektionen - nach derzeitigem Stand gut 80 Prozent - mild mit wenigen bis keinen Symptomen verläuft. Die Sterberate liegt nach den außerhalb Chinas erfassten Daten bei etwa 0,2 Prozent, wie der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin, Lothar Wieler, kürzlich sagte.
 
Im iranischen Staatsradio wurde den Bürgern versichert, die Lage sei unter Kontrolle. Gleichzeitig berief das Innenministerium allerdings eine Krisensitzung ein. Zu den am Freitag im Iran anstehenden Parlamentswahlen wurden Spekulationen laut, dass die Wahlbeteiligung aus Sorge vor einer Ansteckung mit Sars-CoV-2 niedriger ausfallen könnte.
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