Am Sonntag wählt Deutschland: CDU--Chef Merz ist Favorit, AfD steht vor Mega-Zugewinn, Ampel-Kanzler Scholz zittert.
Auch wenn die Lage aussichtslos erscheint, der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz will sich und seiner SPD vor der Bundestagswahl am Sonntag Mut machen: „Diesmal wie noch bei keiner Wahl werden viele erst in der Wahlkabine ihre Entscheidung treffen“, zeigt er sich sicher. „Und da glaube ich, dass viele sagen: Das soll wieder Olaf Scholz sein.“
Die letzte Umfrage (siehe unten) zeichnet ein anderes Bild. Die extrem rechte AfD dürfte ihre Stimmen verdoppeln und die SPD überholen, die Union wird am meisten Stimmen einsacken.
Vorbereitungen für Regierung
Der Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) tritt schon wie der sichere Wahlsieger auf. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz wurde er vergangenes Wochenende schon von einer Moderatorin als „Kanzler“ begrüßt. Und er bereitet sich akribisch auf die Regierungsbildung am Tag nach der Wahl vor.
Schwarz-Rot hätte Merz am liebsten
Am liebsten wäre Merz eine Zweier-Koalition mit der SPD. Aber ob di e beiden Parteien dafür genügend Abgeordnete im Bundestag erhalten, steht auf Messers Schneide. Linke, FDP und BSW ringen mit der Fünf-Prozent-Hürde. Kommt keine oder nur eine der drei Parteien in den Bundestag, stehen die Chancen gut, dass es für eine Zweierkoalition reicht. Ab zwei wird es knapp.
Eine Koalition mit der AfD haben alle anderen Parteien ausgeschlossen – auch die Union. „Das ist klar und endgültig“, wiederholte Merz vor der Wahl. Nach dem Ampel-Frust in Deutschland mit SPD, Grünen und FDP würde ein neues Dreier-Bündnis freilich keine Begeisterung auslösen.
Blaue Welle der extrem rechten AfD
Zu den Gewinnern wird am Sonntag mit Sicherheit die Partei zählen, mit der keiner will. Die vom Verfassungsschutz als in Teilen rechtsextremistisch eingestufte AfD wird ihr Ergebnis von 10,3 % bei der Wahl 2021 verdoppeln. In Ostdeutschland ist die AfD oft schon stärkste Partei. Mit ihr will aber keine andere Partei koalieren.
Die Suche nach einem Koalitionspartner könnte kompliziert werden. Der aktuellen Insa-Umfrage für die BILD zufolge kommt die Union auf 30 Prozent und liegt damit klar vor AfD (21 %) und SDP (15 %). Allerdings kommen demnach wohl auch die Linke (7 %) und das BSW (5 %) in den Bundestag, die FDP (4 %) wäre hingegen draußen.