Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall steigt in den Bau von Kriegsschiffen ein und übernimmt die Militärsparte der Bremer Lürssen-Gruppe.
Man habe sich mit Lürssen auf die Eckpunkte einer Übernahme der Naval Vessels Lürssen (NVL) geeinigt, teilte der bisher vor allem auf Panzer, Waffen und Munition konzentrierte Düsseldorfer Konzern mit. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden.
Mit der Übernahme treibt Rheinmetall die seit langem diskutierte Konsolidierung in der Rüstungsbranche voran und erweitert sein Portfolio um den Bau etwa von Fregatten und Korvetten. Die Nachricht trieb die Rheinmetall-Aktien auf ein Rekordhoch bei 1.949 Euro.
Panzerbauer Rheinmetall künftig auch zu Wasser unterwegs
"Künftig werden wir zu Lande, zu Wasser, in der Luft und im Weltraum ein relevanter Akteur sein. Rheinmetall entwickelt sich damit zum Domänen-übergreifenden Systemhaus", erklärte Rheinmetall-Chef Armin Papperger. Der Abschluss der Transaktion wird für Anfang 2026 angestrebt, steht jedoch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden.
In der Branche wird seit Jahren über eine Konsolidierung in Deutschland und Europa gesprochen. Einen Durchbruch gab es aber bisher nicht. "Jeder redet mit jedem", sagten Vertreter der Unternehmen bisher. Insidern zufolge hatte Rheinmetall auch ein Auge auf die Thyssenkrupp-Marinetochter TKMS geworfen - ohne Erfolg. Thyssenkrupp bereitet inzwischen eine Abspaltung und einen Börsengang für den U-Boot- und Kriegsschiffbauer vor.
Rheinmetall profitiert von Lürssen-Infrastruktur
NVL baut in vier deutschen Werften in Wolgast, Hamburg und Wilhelmshaven Marineschiffe und Küstenwachboote - Fregatten, Korvetten, Patrouillenschiffe und Schnellboote. Die Werftengruppe beschäftigt weltweit rund 2.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und erzielte im Geschäftsjahr 2024 einen Umsatz von rund einer Milliarde Euro.
Durch Übernahme könne Rheinmetall die vorhandene Infrastruktur, das Fachwissen der Beschäftigten und die Ausrüstungsmöglichkeiten nutzen, beschrieben die Düsseldorfer die Vorteile des Deals. Im Fahrzeugbereich könnten Kapazitätsreserven für die Zukunft geschaffen werden. Dadurch könne Rheinmetall übermäßige Infrastrukturinvestitionen oder umfangreiche Umbauten anderer Fertigungsanlagen vermeiden. Rheinmetall erwartet Synergieeffekte mit seiner Panzersparte, die unter anderem Standorte in Kiel und Flensburg unterhält.
Analysten schätzen Kaufpreis auf 1,5 bis 2 Mrd. Euro
"Mit der Übernahme der Marinesparte der traditionsreichen Familie Lürssen steigt das Unternehmen in die Marineschifffahrt ein und fügt dem aktuell sehr erfolgreichen Geschäftsverlauf und -ausblick ein weiteres Kapitel hinzu", kommentierte RoboMarkets-Stratege Jürgen Molnar. Die Analysten von Jefferies schätzen den schuldenfreien Kaufpreis auf 1,5 bis 2 Milliarden Euro. NVL fahre zweistellige Margen ein.
NVL habe einen vertrauensvollen und starken Partner gefunden, der dem Unternehmen und den Mitarbeitern eine erfolgreiche Zukunft sichern könne, sagte der geschäftsführende Gesellschafter von Lürssen Maritime Beteiligungen, Friedrich Lürßen. NVL ist die frühere Militärsparte Lürssen Defence und wurde 2021 von der Yacht-Sparte getrennt.