Abschied von Kim Jong-il

Die irrste Trauerfeier der Welt

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Er ist der Erbe der Kim-Dynastie: Kim Jong-un, der neue Machthaber.

Hunderttausende hysterisch-trauernde Nordkoreaner gaben in Pjöngjang ihrem Diktator Kim Jong-il letztes Geleit.
Sohn und Nachfolger Kim Jong-un marschierte neben der im Schritttempo fahrenden Limousine mit dem aufgebahrten Sarg, drei Stunden mühte sich der Trauerzug bei eisigen Temperaturen durch die verschneiten Straßen.

Beisetzung von Kim Jong-il


Menschen weinten zügellos, hämmerten mit Fäusten auf die Brust, zuckten vor Staatstrauer ekstatisch oder brüllten ihren Seelenschmerz in bereitstehende offizielle Kameras. Hunderte fielen vor Ergriffenheit in Ohnmacht. Es war KP-Trauer wie zu Stalins Zeiten.

Dass der tote Diktator Kim ausgerechnet auf einem Auto aus dem Land seines amerikanischen Erzfeindes zur letzten Ruhe kutschiert wurde, fiel weniger auf. Die betagte Limousine stammt vom US-Hersteller Lincoln. Weitere Lincolns trugen ein riesiges Bild, von dem der verstorbene Diktator strahlend herablächelte, und einen gewaltigen, von seinem Sohn gewidmeten Blumenkranz. Auch Staatsgründer Kim Il-sung wurde einst schon mit den Luxus-Lincolns Baujahr 1970 ins Jenseits geführt.

Nach dem Ende der Trauerzeit soll der Leichnam von Kim Jong-il fein säuberlich einbalsamiert werden. Er wird dann im Kristallsarg im Kumsusan-Mausoleum „für immer aufgebahrt ruhen“, versprach das Staatsfernsehen.

Deutsche Luxusautos trotz Sanktionen im Trauerzug
Mitten im Trauer-Konvoi fiel aber noch etwas auf: Nach etlichen Armee-Jeeps erschien auch eine Kolonne von rund 30 schwarzen Mercedes-Autos älteren Baujahrs, in denen die KP-Nomenklatur des Landes trocken im Warmen saß. Wie kamen diese Mercedes nach Nordkorea? Das Land steht wegen seiner Atomwaffen-Aufrüstung unter UN-Sanktionen, die die Einfuhr von Luxuswagen oder Ersatzteilen verbietet. Ebenso auffällig waren die neuwertigen deutschen Audis, die am Konvoi teilnahmen. Auch diese Luxus-Autos dürften nicht in Nordkorea fahren.

Die Totenfahrt war nur der Auftakt für die insgesamt zwei Tage dauernden Gedenkfeiern. Sie enden erst heute, Donnerstag, mit einer nationalen Trauerkundgebung, Hupen und Geheul von Schiffssirenen. Dann bekommt die Bevölkerung drei Schweigeminuten spendiert.

Zuvor hatten Nordkoreas Kommunisten schon verbreitet, dass sogar die Natur um Diktator Kim weine. Vögel hätten Schnee von Kim-Statuen gewischt, Eulen öffentlich getrauert und Kraniche seien mit hängendem Kopf herumgeflogen. Sogar das trübe, neblige Wetter sei ein klares Zeichen, dass die Natur den Tod Kims beklage.

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