Über 300 Vermisste

Erdbeben in Haiti: Zahl der Todesopfer auf fast 2.200 gestiegen

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Nach dem schweren Erdbeben in Haiti steigt die Zahl der Todesopfer weiter an. Zudem werden über 300 Menschen vermisst. 

Port-au-Prince: Auch Tage nach dem schweren Erdbeben in Haiti steigt die Zahl der Todesopfer weiter an: Der Zivilschutz sprach am Mittwoch (Ortszeit) von knapp 2.200 Toten und über 330 Vermissten. Die Zahl der Verletzten stieg demnach auf rund 12.300. Die Arbeiten zur Bergung von Opfern gingen weiter, berichtete die Behörde auf Twitter.

Zehntausende Gebäude zerstört 

Das Beben der Stärke 7,2 hatte den Südwesten des armen Karibikstaats am Samstagmorgen erschüttert. Zehntausende Gebäude wurden zerstört oder beschädigt, darunter Krankenhäuser, Schulen, Ämter und Kirchen. Heftiger Regen durch den Tropensturm "Grace" verschärfte zusätzlich die Lage in den Gebieten.

Nach Angaben von Zivilschutzchef Jerry Chandler sind rund 600.000 Menschen dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Zwar haben zahlreiche Länder Soforthilfen zur Verfügung gestellt, doch müsse nun dafür gesorgt werden, dass sie die Betroffenen auch erreichen, sagte Chandler.

Massive Bandenkriminalität 

Ein Problem war in den ersten Tagen die massive Bandenkriminalität: Die einzige Straßenverbindung in die Katastrophenregion führt durch das Armenviertel Martissant von Port-au-Prince, wo Anfang Juni kriminelle Banden die Kontrolle übernommen hatten. Die Sorge vor Schießereien und willkürliche Angriffe auf Fahrzeuge erschwerten zunächst die Fahrt in die zerstörten Gebiet.

Informelle Waffenruhe 

Inzwischen herrscht in dem Armenviertel übereinstimmenden Angaben zufolge eine Art informelle Waffenruhe. Dafür würden die Hilfskonvois nun immer wieder von "ungeduldigen" und "frustrierten" Einwohnern belagert und blockiert, sagte Chandler. In einigen abgelegenen Gebieten der Umgebung seien die Menschen bis heute auf sich allein gestellt, berichteten zudem Einwohner des kleinen Orts Maniche.

Hilferufe der Caritas 

Zu rascher Hilfe für das Land rief unterdessen die Caritas auf. "Haiti ist ein vergessenes Eck auf der Landkarte", appellierte Andreas Knapp, Auslandshilfe-Generalsekretär der Caritas Österreich, am Donnerstag an die Hilfsbereitschaft der Menschen. Unmittelbar nach der Katastrophe habe die lokale Caritas damit begonnen, für die Ärmsten unter den Betroffenen Nothilfe zu leisten. Verteilt werden Nahrungsmittelpakete, Seife, Hygienemasken, Zelte, Schlafsäcke und Wasser. Parallel dazu laufen Vorbereitungen für ein Projekt, mit dem mittellose Familien finanziell unterstützen werden. "Wir dürfen die Menschen in Haiti - trotz der dramatischen Situation in Afghanistan und der Nachbarländer - gerade jetzt nicht vergessen."

Unwetter, Fluten und Stürme 

Nach Haiti drohen nun der mexikanischen Karibikküste Unwetter und Sturmfluten durch "Grace". Am Donnerstag traf der Sturm mit Windgeschwindigkeiten von 130 Kilometern pro Stunde im Osten der mexikanischen Halbinsel Yucatán auf Land, das nationale Hurrikan-Zentrum in Miami stufte ihn als Hurrikan der untersten Kategorie ein. Laut dem Zentrum war er nur noch wenige Kilometer von der Stadt Tulum an der mexikanischen Karibikküste entfernt.

Vorsorglich waren am Mittwoch alle Flüge von und nach Cancun gestrichen worden. Die Hotels in Tulum wurden evakuiert und die Gäste in Notunterkünften untergebracht, alle Überfahrten zu den nahegelegenen Inseln wurden ausgesetzt. Auch einige kleine Dörfer in der Umgebung wurden evakuiert. Laut Hurrikan-Zentrum dürfte "Grace" später über den südwestlichen Golf von Mexiko ziehen, bevor er die östlichen Bundesstaaten Veracruz und Tamaulipas erreicht.

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