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Anschläge in Istanbul

Erdogan kündigt Vergeltung gegen PKK an

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Die Täter müssten einen "noch höheren Preis bezahlen".

Nach dem Doppelanschlag einer Splittergruppe der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK mit mindestens 38 Toten hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan Vergeltung angekündigt. Die Täter müssten einen "noch höheren Preis bezahlen", sagte Erdogan am Sonntag. Die PKK-Untergruppe TAK (Freiheitsfalken Kurdistans) bekannte sich am Sonntag zu den beiden Anschlägen in Istanbul vom Vortag.

Die beiden Sprengsätze waren am Vodafone-Stadion im Stadtteil Besiktas etwa zwei Stunden nach Abpfiff eines Erstligaspiels detoniert. In dem Stadion für 43.500 Zuschauer war das Erstligaspiel zwischen Besiktas Istanbul und Bursaspor ausgetragen worden. "Früher oder später werden wir uns rächen", sagte auch Innenminister Süleyman Soylu am Sonntag bei einer Trauerfeier für fünf getötete Polizeibeamte. Insgesamt kamen nach Behördenangaben bei den beiden Explosionen am Samstagabend 30 Polizisten und sieben Zivilisten. Eine Person sei noch nicht identifiziert.

TAK bekannte sich zu Doppelanschlag

Am Sonntag bekannte sich die Extremistengruppe Freiheitsfalken Kurdistans (TAK) auf ihrer Homepage, sie stehe hinter dem Doppelanschlag. Zwei ihrer Mitglieder seien dabei getötet worden. Die türkische Regierung betrachtet die TAK als Ableger der PKK. Innenminister Soylu berichtete von 13 Festnahmen. Demnach explodierte zunächst eine ferngezündete Autobombe an einem Sammelpunkt der Bereitschaftspolizei. Weniger als eine Minute später habe sich ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Er sei in einem Park, der gegenüber dem Stadion liegt, von Polizisten umstellt gewesen.

Anschlag in Istanbul

Präsident Erdogan sagte kurzfristig einen Besuch in Kasachstan ab. "Niemand sollte daran zweifeln, dass wir mit Gottes Hilfe als Staat und Nation den Terror und die Terrororganisationen überwinden werden", erklärte er. Innenminister Soylu warnte auch davor, die PKK etwa in sozialen Medien zu unterstützen. Dies zielt auf prokurdische Politiker, denen die Regierung Verbindungen zu der verbotenen Gruppe vorwirft. Die Täter dürften in den Medien und im Internet nicht verteidigt werden, sagte er. "Dafür gibt es keine Entschuldigung. (...) Merkt Euch das: Das Schwert des Staates reicht weit."

In den vergangenen Monaten sind bereits Tausende kurdische Politiker festgenommen worden, darunter Bürgermeister und die Chefs der Oppositionspartei HDP. Diese verurteilte die Istanbuler Anschläge. Zugleich forderte sie die Regierung auf, "Polarisierung, Feindseligkeit und Streit" einzustellen.

Aufruf zu Solidarität

Der stellvertretende Regierungschef Kurtulmus rief die Alliierten der Türkei auf, sich mit dem NATO-Land solidarisch zu zeigen. Er spielte damit auf den Streit mit den USA an, die beim Kampf gegen die Extremistenmiliz IS im benachbarten Syrien auf die kurdische Gruppe YPG setzen. Die Regierung in Ankara sieht diese dagegen als verlängerten Arm der PKK an.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg bezeichnete den Anschlag als "furchtbaren Terrorakt". Die Türkei ist Mitglied der Allianz .In Österreich sprachen sowohl Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) als auch Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus. Kern sprach auf Facebook von einem "feigen Terroranschlag", Kurz auf Twitter von einem "barbarischen Akt des Terrorismus'".

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