'Es war ein politischer Mord, die Wahrheit muss ans Tageslicht', so Präsident Erdogan.
Recep Erdoğan sprach gestern erstmals über die Hinrichtung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi: „Es war ein barbarisch geplanter politischer Mord“, so Erdoğan. Es reiche nicht, dass jetzt 18 Geheimdienstmitarbeiter in Saudi-Arabien beschuldigt werden: „Die Verantwortlichen für das Mordkomplott müssen in der Türkei vor Gericht“, forderte er.
Erdoğan wörtlich: „Ich habe keine Zweifel am Wort des saudischen Königs.“ Den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman (33) aber erwähnte Erdoğan nicht. Er soll der Auftraggeber des Komplotts gewesen sein.
Erdogan an Saudis: "Wo ist Jamal Khashoggis Leiche"
Danach listete Erdoğan auf, was die türkischen Behörden wissen. Demnach sollen bereits am Tag vor dem Verschwinden des saudischen Regimekritikers Khashoggi „drei Teams“ aus Saudi Arabien angereist sein. Sie wurden vom türkischen Geheimdienst oberserviert.
Am Tag des Mordes, dem 2. Oktober, sind sie dann zwischen 9.50 Uhr und 11 Uhr Ortszeit unabhängig voneinander ins Konsulat gekommen, um sich dort zu treffen. Unter ihnen auch der Pathologe Salah al-Tubaigi, ein hoher Mitarbeiter des saudischen Innenministeriums.
Die Saudi-Schergen wussten, dass Khashoggi an diesem Tag ins Konsulat kommen wird, um Papiere für seine Hochzeit abzuholen.
Barbarisch
Um 13.14 Uhr betrat Khashoggi das Konsulat. Die Killer warteten schon. Erdoğan erwähnte die bizarren Details des Mordes nicht. Das tat Yeni Şafak, eine regierungsnahe türkische Zeitung: Demnach wurde Khashoggi schon wenige Minuten nach Betreten des Konsulats getötet und zerstückelt. Auch die Finger wurden ihm abgeschnitten. Die Killerteams reisten sofort wieder ab. Erdoğan fragte gestern: „Wo ist die Leiche?“ Sie wurde bisher noch nicht gefunden. Ein türkischer Oppositionspolitiker behauptet allerdings, dass Leichenteile in einem Brunnen am Gelände der Botschaft entdeckt worden sind. Karl Wendl
16 Killer, ein Pathologe und ein Doppelgänger
Die 18 Männer, darunter der Pathologe Salah al-Tubaigi, kamen am Tag vor dem Mord annach Istanbul. Al-Tubaigi hatte eine Knochensäge dabei. Die Killer führten den Mord aus, sieben Minuten dauerte es, bis die Leiche zerteilt war. Kopf und Finger wurden abgetrennt. Der Torso wurde in einen Teppich eingerollt und weggebracht. Auch ein Kashoggi-Doppelgänger war im Einsatz. Er zog Jacke, Hemd, Hose des Toten an und verließ das Konsulat. So sollte der bestialische Mord vertuscht werden.