Bakterien-Bekämpfer

Erfolg im Labor: US-Forscher lassen KI neue Viren erschaffen

Forscher in den USA haben mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) erstmals Viren entwickelt, die tatsächlich im Labor funktionieren. Das sorgt für Begeisterung, aber auch für große Sorgen, denn die Technik könnte nicht nur nützlich, sondern auch gefährlich sein. 

Ein Team der Stanford University und des Arc Institute in Palo Alto (Kalifornien, USA) hat ein spezielles KI-Programm namens „Evo“ eingesetzt. Dieses Programm wurde mit Millionen von Erbinformationen von sogenannten Bakteriophagen gefüttert – das sind Viren, die nur Bakterien angreifen. Als Vorlage nutzten die Forscher ein bekanntes Virus mit dem Namen phiX174, das schon seit Jahrzehnten intensiv untersucht wird. Auf dieser Basis ließ man die KI neue Baupläne entwickeln. Heraus kamen 302 verschiedene Virus-Entwürfe.

Test im Labor

Um zu prüfen, ob die Ideen der KI funktionieren, wurden die Viren nicht nur am Computer berechnet, sondern auch tatsächlich im Labor „gedruckt“. Das bedeutet, dass ihre DNA chemisch hergestellt und anschließend in Bakterien eingesetzt wurde. Das Ergebnis: 16 dieser künstlich entwickelten Viren waren in der Lage, Bakterien zu infizieren und zu zerstören. Sie vermehrten sich darin, bis die Wirtszellen platzten und starben. Einige dieser neuen Viren wirkten sogar stärker als die natürlichen Vorbilder.

Chancen und Risiken

Die Forscher betonen, dass ihre Arbeit zeigen soll, wie nützlich KI für die Entwicklung neuer Therapien sein könnte. So wäre es denkbar, in Zukunft gezielt Viren zu entwerfen, die gefährliche Keime bekämpfen, gegen die Antibiotika nicht mehr wirken. Doch gleichzeitig warnen Fachleute: Dieselbe Technik könnte auch missbraucht werden. Ein gezielter Einsatz gegen Krankheiten wäre hilfreich, aber wenn jemand damit hochgefährliche Viren wie Pocken oder Milzbrand (Anthrax) nachbaut oder verändert, könnte das schlimme Folgen haben.

 

Craig Venter, ein bekannter US-Forscher, erklärte, dass man hier besonders vorsichtig sein müsse. Denn es handle sich im Kern um eine schnellere Version von klassischen Experimenten – aber mit viel größerem Risiko.

Erste Einschätzung

Noch ist das Ganze ein Versuch im Labor. Die entwickelten Viren können nur bestimmte Bakterien angreifen, keine Menschen. Dennoch zeigt die Studie: KI ist mittlerweile in der Lage, funktionierende Baupläne für komplettes Erbgut zu erstellen. Damit beginnt ein völlig neues Kapitel in der Forschung – mit allen Chancen und Gefahren.

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