Feuerball über Texas: Vor zehn Jahren explodierte die "Columbia"

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Wegen unterschätzten "Blechschadens" starben sieben Astronauten.

Es sollte ein Tag des Triumphs werden, doch es kam ein Desaster: Kurz vor der geplanten Landung zerbrach die Raumfähre "Columbia". Alle sieben Astronauten starben. Der Tag, der die Geschichte der US-Raumfahrt für immer veränderte, ist nun genau zehn Jahre her.

Millionen Menschen starren per Fernseher gebannt in den wolkenlos-blauen Himmel über Texas, als das Unvorstellbare geschieht: Die Raumfähre "Columbia" explodiert beim Eintritt in die Erdatmosphäre und wird zum fliegenden Feuerball. Alle sieben Crew-Mitglieder sind sofort tot, nur 16 Minuten vor der geplanten Landung. Im Kontrollzentrum in Florida, wohin um 8:59 Uhr Ortszeit die letzten unverständlichen Worte aus der "Columbia" übermittelt worden waren, sind die Gesichter der Ingenieure und der Familienmitglieder der Astronauten blank vor Entsetzen.

Teile der "Columbia" finden sich später in einem Radius von 200 Kilometern über Texas und dem Nachbarstaat Louisiana verstreut - auf Autobahnen, in Büros, in Wäldern. Ein Tag, der zum Triumph für die US-Raumfahrtbehörde NASA und die bemannte Weltraum-Forschung werden sollte, endet in einem nationalen Desaster.

"Dieser Tag hat schreckliche Nachrichten und große Trauer über unser Land gebracht", wendet sich der damalige Präsident George W. Bush an sein Volk. "Die "Columbia" ist verloren; es gibt keine Überlebenden." Am kommenden Freitag (1. Februar) jährt sich das Shuttle-Unglück, das die amerikanische Raumfahrt für immer verändern sollte, zum zehnten Mal. An vielen Orten sind Gedenkfeiern für die ums Leben gekommenen Astronauten geplant.

Die "Columbia" war nicht irgendeine Raumfähre - sie war die erste, der Grundstein einer Flotte nationaler Ikonen. Am 12. April 1981 hob sie vom Startplatz 39A des Kennedy Space Centers im Bundesstaat Florida ab. Auf "STS-1", so der Codename der ersten Mission, folgten in einer 30 Jahre dauernden Space Shuttle-Ära vier weitere Raumfähren und mehr als 1300 Tage im All bei 134 Flügen - bis die "Atlantis" am Ende der Mission "STS-135" im Juli 2011 zum endgültig letzten Mal aus dem Weltraum kommend auf der Erde aufsetzte.

Schon beim Start der Unglücksmission "STS-107" war etwas Bedeutendes schief gelaufen, das - wie Untersuchungen später ergaben - das Desaster beim Landeversuch unausweichlich machte. Ein Stück Schaumstoff-Isolierung eines Tanks der Raumfähre brach ab und schlug ein Loch in die Vorderkante des linken Flügels. Wissenschafter der NASA hatten das zwar bemerkt, aber das Ausmaß des Schadens unterschätzt. Eine Notfall-Rettungsmission wäre wahrscheinlich möglich gewesen, ergaben spätere Untersuchungen. Doch die NASA unternahm nichts.

Der Isolierschaum hatte auch den Hitzeschutz der Raumfähre beschädigt. Beim Eintritt in die Erdatmosphäre fielen deshalb nacheinander die Instrumente im linken Flügel wegen Überhitzung aus und die "Columbia" taumelte kurz vor ihrer geplanten 28. Landung außer Kontrolle und zerbrach schließlich. Die sieben Astronauten - fünf Amerikaner, darunter eine Frau, eine Inderin und der erste Israeli im All - hatten Untersuchungen zufolge keine Chance, sich zu schützen, und waren innerhalb von Sekunden tot.

Obwohl das Desaster der "Columbia" nicht das erste der Shuttle-Geschichte war - 1986 starben sieben Astronauten, als die "Challenger" kurz nach dem Start auseinanderbrach - sollte es die amerikanische Raumfahrt doch für immer verändern. Die Raumfähren-Flotte wurde zunächst vorübergehend für rund zwei Jahre in den Hangar verbannt und umfangreiche Tests, Untersuchungen und Verbesserungen angeordnet.

"Unsere Reise in den Weltraum wird weitergehen", hatte Präsident Bush schon direkt nach dem Unglück verkündet. Die Zukunft der Space Shuttles jedoch war mit dem 1. Februar 2003 plötzlich düster geworden. Zwar hoben "Atlantis", "Endeavour" und "Discovery" zwischen 2005 und 2011 noch insgesamt 28 mal ab, aber hauptsächlich, weil internationale Verträge die USA an die Fertigstellung der Internationalen Raumstation ISS banden, bei der die Raumfähren eine wichtige Rolle spielten. Immer lauter kritisierten Experten die Flotte als zu teuer, veraltet und anfällig. 2004 verkündete Bush offiziell, dass die Shuttles zum Ende des Jahrzehnts in Pension gehen würden.

Zehn Jahre nach dem "Columbia"-Unglück hat die NASA neue Schwerpunkte gesetzt und - beispielsweise mit dem Marsrover "Curiosity" - auch wieder neue Publikumslieblinge entwickeln können. Die verbleibenden Raumfähren erinnern unterdessen in Museen an die ruhm- aber auch schmerzreiche Ära der Space Shuttles.

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