Sarkozy rutscht ab

Frankreichs extreme Rechte im Aufwind

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Marine Le Pen ist 2012 laut Umfragen in jedem Fall in Präsidenten-Stichwahl.

Frankreichs extreme Rechte sieht sich gut ein Jahr vor den Präsidenten- und Parlamentswahlen im Aufwind. Wie ein am Montag veröffentlichtes Umfrageergebnis ergibt, würde sich Marine Le Pen, die neue Chefin des von ihrem Vater Jean-Marie Le Pen gegründeten "Front National" (FN), in jedem Fall für die zweite Runde der Präsidentenwahl qualifizieren, ganz egal, wen die oppositionellen Sozialisten (PS) gegen den konservativen Amtsinhaber Nicoals Sarkozy ins Rennen schicken. Sollte Ségolène Royal, Sarkozys unterlegene Konkurrentin von 2007, von den Sozialisten aufgestellt werden, läge Le Pen laut Umfrage im ersten Durchgang mit 22 Prozent der Stimmen sogar in Führung.

Sarkozy wird von Le Pen überholt
von Eine neuerliche Kandidatur Royals, der Präsidentin der Atlantikregion Poitou-Charentes, wäre auch die einzige Möglichkeit für Sarkozy, sich mit 21 Prozent der Stimmen (gegen 17 für Royal) in die Stichwahl zu gelangen. Bei allen anderen Hypothesen würde er im ersten Wahlgang von Marine Le Pen und dem sozialistischen Kandidaten aus dem Rennen geschlagen. Das schlimmste Szenario für den Staatschef wäre die Kandidatur von Dominique Strauss-Kahn. Der ehemalige sozialistische Wirtschafts- und Finanzminister und gegenwärtige Präsident des Internationalen Währungsfonds (IWF) kann demnach mit 34 Prozent der Stimmen rechnen, gefolgt von der FN-Chefin Le Pen mit 22 Prozent und Sarkozy mit nur 20 Prozent.

Sollte Sozialistenchefin Martine Aubry antreten, bekäme sie 25 Prozent, Le Pen 22 und Sarkozy 20. Der frühere PS-Chef Francois Hollande läge als Élysée-Bewerber mit einem Stimmenanteil von 23 Prozent knapp vor Le Pen (22 Prozent) und Sarkozy (21). Die Sozialisten werden ihren Präsidentschaftskandidaten wie schon 2007 in einer Mitgliederabstimmung küren, wobei die Einbeziehung anderer Linkssympathisanten erwogen wird. Vor vier Jahren hatte sich Royal in den parteiinternen Vorwahlen gegen Strauss-Kahn und Ex-Premier Laurent Fabius durchsetzen können. In der Präsidenten-Stichwahl unterlag sie dann mit 47 Prozent der Stimmen dem konservativen Kandidaten Sarkozy. Seit der Wiederwahl von Francois Mitterrand im Jahr 1988 hat die Linke in Frankreich keine Präsidentenwahl gewonnen.

3 Umfragen ergaben nichts Gutes für Sarkozy
In den ersten zwei März-Wochen haben bereits drei Meinungsumfragen zu dem Ergebnis geführt, dass Sarkozy bei der Präsidentenwahl 2012 bereits in der ersten Runde ausscheiden würde. Ob an seiner Stelle Premier Francois Fillon oder Außenminister Alain Juppé für das bürgerlich-konservative Lager antreten könnten, ist derzeit bereits Gegenstand verschiedener Spekulationen. Der "Front National" erfuhr einen Beliebtheitsaufschwung, seit Marine Le Pen vergangenen Jänner die Führung der Partei von ihrem Vater übernommen hat. Sie bewirkte, dass der Islam und die Ausländerfrage ins Zentrum der französischen Wahlkampfdebatte gerückt wurden. Am Sonntag etablierte sich der FN bei den Kantonalwahlen mit 10 Prozent der Stimmen als dritte politische Kraft hinter den Sozialisten (35 Prozent) und der Präsidentenpartei UMP (knapp 19 Prozent).

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