Krawall-Chaos

Französische Polizeigewerkschaften: ''Wir sind im Krieg''

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Frankreich wird nach dem Tod eines Jugendlichen durch eine Polizeikugel seit Tagen von Unruhen erschüttert – Autos brennen, Geschäfte werden geplündert und Randalierer liefern sich Straßenschlachten mit der Polizei.

Nun meldeten sich die zwei französischen Polizeigewerkschaften "Alliance Police Nationale" und "Unsa Police" in einer Pressemitteilung mit harten Worten zu den Protesten. "Heute sind die Polizisten im Kampfeinsatz, weil wir uns im Krieg befinden", beschreiben die beiden Gewerkschaften die Unruhen, die Frankreich seit Tagen erschüttern.

Frankreich Krawalle
© AFP/APA
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Krawalle Frankreich
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Kritik an der Wortwahl der Gewerkschaften

Die Aussagen der "Alliance Police Nationale" und "Unsa Police" sorgten in Frankreich für heftige Kritik. In der Presse-Aussendung der beiden Gewerkschaften heißt es weiter: "Angesichts dieser wilden Horden reicht es nicht mehr aus, um Ruhe zu bitten, man muss sie erzwingen." Außerdem steht in der Pressemitteilung: "Unsere Kollegen, wie auch die Mehrheit der Bürger, haben es satt, unter dem Diktat dieser gewalttätigen Minderheiten zu leiden."

Weiters reden die beiden Polizeigewerkschaften von "schädlichen Elementen", denen man jetzt den "Kampf" ansagen müsse, anstatt sich ihnen "zu unterwerfen" oder vor ihnen "zu kapitulieren". Die "Waffen niederzulegen" sei angesichts der Brutalität der Ausschreitungen keine Lösung.

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Die Pressemitteilung sei "ein Aufruf zu Aufruhr und Bürgerkrieg gegen einen Teil unserer Bevölkerung", kritisiert der französische Politiker Frédéric Mathieu. Jean-Luc Mélenchon schreibt auf Twitter: "Die Gewerkschaften, die zum Bürgerkrieg aufrufen, müssen lernen zu schweigen. Wir haben die mörderischen Verhaltensweisen gesehen, zu denen solche Äußerungen führen. Die politische Macht muss die Polizei wieder unter Kontrolle bringen. Diejenigen, die Ruhe wollen, sollten kein Öl ins Feuer gießen!"

Erneut Krawalle in Paris, Marseille und Lyon

Während in einigen Städten die Lage weniger angespannt schien als zuletzt, kam es primär in Paris, Marseille und Lyon erneut zu Krawallen. Mindestens 427 Menschen seien landesweit festgenommen worden, schrieb Innenminister Gérald Darmanin auf Twitter. Die Pariser Champs Élysées wurde von einem großen Polizeiaufgebot unter Einsatz von Tränengas geräumt, wie "Le Figaro" berichtete.

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Darmanin schrieb weiter, trotzdem sei die Nacht "dank des entschlossenen Vorgehens der Ordnungskräfte" eine ruhigere gewesen. Premierministerin Élisabeth Borne lobte die Einsatzkräfte: Angesichts der Gewalttätigkeiten zeigten sie beispielhaften Mut, schrieb sie auf Twitter. 45.000 Polizisten und Tausende Feuerwehrleute seien im Einsatz gewesen, um die Ordnung zu schützen.

"Gruppen gebildet, um Schaden anzurichten"

In Marseille sei die Lage angespannt, aber unter Kontrolle, teilte die Stadtverwaltung am Abend mit. Den ganzen Abend über hätten sich Gruppen gebildet, um Schaden anzurichten, teilte die Präfektur Bouches-du-Rhône laut "Le Parisien" mit. Die Polizei habe versucht, die Menschen mit Tränengas auseinanderzutreiben.

Besonders in Marseille, Lyon und Grenoble wurde die Polizeipräsenz massiv verstärkt. Nachdem in Marseille zuvor eine Waffenkammer geplündert worden war, war die Polizei dort nun mit gepanzerten Fahrzeugen, Hubschraubern und Spezialtruppen im Einsatz.

Auslöser für die Proteste

Auslöser für die Proteste war der Tod eines Jugendlichen durch einen Polizisten. Der 17-Jährige war am Dienstag in Nanterre am Steuer eines Autos von einer Motorradstreife gestoppt worden. Als der junge Mann plötzlich anfuhr, fiel ein tödlicher Schuss aus der Dienstwaffe eines Polizisten. Die Beamten hatten zunächst angegeben, der Jugendliche habe sie überfahren wollen. Gegen den Beamten wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Totschlags eingeleitet. Der Jugendliche wurde am Samstagnachmittag in seinem Heimatort Nanterre nahe Paris beigesetzt. 

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