Neue Angriffe

Gaza-Konflikt: Waffenruhe gescheitert

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Versuchte Tötung eines Hamas-Chefs. Frau und Kind von Deif getötet.

Nach dem Scheitern von Waffenruhe-Verhandlungen in Kairo ist der Gaza-Krieg wieder voll entflammt. Militante Palästinenser feuerten mehr als 100 Raketen auf Israel, die israelische Armee griff rund 60 Ziele im Gazastreifen an. Israel bestätigte am Mittwoch auch den Versuch einer gezielten Tötung des Militärchefs der im Gazastreifen herrschenden radikal-islamischen Hamas, Mohammed Deif.

Nach Angaben der Hamas kamen bei dem Luftangriff auf ein Haus in Gaza am Dienstagabend die Ehefrau und der kleine Sohn von Deif ums Leben. Zunächst war von einer getöteten Tochter und von insgesamt drei Toten, darunter einem nichtidentifizierten Mann, die Rede gewesen.

Medienberichten zufolge wurde am späteren Vormittag die Leiche eines Mannes aus dem Geröll geborgen, wobei nicht zu erkennen war, ob es sich um Deif handeln könnte. Die palästinensischen Rettungskräfte bestätigten jedoch nur den Tod einer Frau und eines Kindes.

Deif gilt als wichtigster Drahtzieher der Hamas
Mohammed Deif gilt in Gaza als einer der wichtigsten Drahtzieher, er hat schon mehrere Attentate durch Israel überlebt. Israel wirft ihm vor, er dirigiere den Gaza-Krieg aus dem Untergrund.

Mit dem Angriff auf den einflussreichen Militärchef der Hamas habe Israel "das Tor zur Hölle aufgestoßen", warnte der militärische Arm der Hamas, die Ezzedin-al-Qassam-Brigaden. Der jüdische Staat werde "einen hohen Preis" für den Angriff auf Deifs Versteck in der Stadt Gaza zahlen. Hamas-Sprecher Fauzi Barhoum drohte den Israelis am Mittwoch mit "den schwersten Tagen, die sie je erlebt haben".

Deif sei "ein legitimes Ziel", verteidigte der israelische Innenminister Gideon Saar am Mittwoch den Angriff. Wie der frühere Chef des Terrornetzwerks Al-Kaida, Osama bin Laden, habe er "den Tod verdient". Ob Deif bei dem Angriff auch getötet worden sei, wisse er nicht, sagte Saar.

Bei einem weiteren Luftangriff auf ein Gebäude in Deir el Balah im Gazastreifen wurden acht Mitglieder einer palästinensischen Familie getötet. Die palästinensische Nachrichtenagentur Maan berichtete am Mittwoch, unter den Toten seien die Eltern sowie mehrere Kinder.

19 Tote seit Scheitern der Waffenruhe

Seit dem Scheitern der Waffenruhe mit Israel am Dienstagnachmittag wurden nach palästinensischen Angaben insgesamt 19 Menschen bei Angriffen im Gazastreifen getötet und 120 weitere Palästinenser verletzt. Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als sechs Wochen sind damit mehr als 2.030 Palästinenser getötet und mehr als 10.000 verletzt worden. Auf der israelischen Seite kamen 64 Soldaten und drei Zivilisten ums Leben, Hunderte wurden verletzt.

Eine Feuerpause zwischen Israel und den militanten Palästinensern wurde am Dienstag gebrochen. Beide Seiten machen sich gegenseitig dafür verantwortlich. Die Regierung in Jerusalem zog aus Protest gegen neue Raketenangriffe ihre Verhandlungsdelegation aus Kairo ab. Dort sollte eine dauerhafte Waffenruhe ausgehandelt werden. Das ägyptische Außenministerium am Mittwoch drängte Israelis und Palästinenser, die Gespräche in Kairo fortzusetzen.

Noch vor Ablauf einer Feuerpause um 23.00 Uhr MESZ am Dienstagabend waren drei Raketen aus dem Gazastreifen in der Nähe der Wüstenstadt Beerscheva eingeschlagen, sagte eine israelische Militärsprecherin. Israel reagierte sofort mit neuen Luftangriffen. Später heulten in weiten Teilen Israels wieder die Sirenen. Im Großraum von Tel Aviv schlug eine Rakete ein.

Die Hamas wies Israel mit seiner Besatzungspolitik die Schuld an der Eskalation der Gewalt zu. Schon zuvor hatte die Hamas Israel vorgeworfen, die Gespräche in Kairo über eine dauerhafte Gaza-Waffenruhe bewusst zu verzögern. Auch der Leiter der palästinensischen Delegation, Asam al-Ahmed (Fatah), warf Israel vor, die Verhandlungen durch seine Unnachgiebigkeit gezielt zum Scheitern gebracht zu haben. Laut palästinensischen Medienberichten standen beide Seiten zwischenzeitlich kurz vor dem Abschluss einer mehrwöchigen Waffenruhe.
 

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