Brisante Lockdown-Files

Geheime Chats: So schürten Politiker bewusst Corona-Angst

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Geleakte Corona-Chats sorgen in Großbritannien für Aufregung.  

Die Veröffentlichung von Whatsapp-Mitteilungen aus dem innersten Zirkel der britischen Regierung wirft in Großbritannien ein neues Schlaglicht auf Entscheidungen in der Corona-Pandemie. Der "Telegraph" veröffentlichte in einer mehrteiligen Serie Chat-Nachrichten des konservativen Politikers Matt Hancock, der zu den Hochzeiten der Pandemie als Gesundheitsminister weitreichende Entscheidungen traf.

Daraus geht unter anderem hervor, dass Hancock den wissenschaftlichen Rat ignorierte, alle Besucher von Pflegeheimen zu testen. Auch der teils gehässige Ton gegen Lehrer und Gewerkschaften sorgt für Aufsehen.

Angstmache

Immer wieder setzten die Politiker auf Angstmache. Besonders deutlich wird dies vor Weihnachten 2020, als die Öffentlichkeit sich bereits gegen die strengen Corona-Regeln wehrte. Medienberater Damon Poole kam dann auf die Idee, mit einer neuen Variante Angst zu erzeugen. Hancock reagierte begeistert: „Wir erschrecken sie kräftig mit der neuen Variante.“ Wenig später schrieb er dann noch: „Wann setzen wir die neue Variante ein?“ Es handelte sich damals um die Alpha-Variante.

Die Journalistin Isobel Oakeshott hatte der Zeitung die mehr als 100.000 Nachrichten zur Verfügung gestellt. Normalerweise arbeitet sie für den Sender TalkTV, während der Pandemie wurde sie als Lockdown-Gegnerin bekannt. Oakeshott hatte als Ghostwriterin an Hancocks Memoiren mitgearbeitet und deshalb Zugriff auf die Nachrichten bekommen. Diese wurden auch der offiziellen Untersuchung zum Umgang mit der Corona-Pandemie zur Verfügung gestellt, die jedoch nur langsam vorankommt und sich noch Jahre hinziehen könnte.

Regierung in der Kritik

Oakeshott verteidigt ihren Schritt mit dem Argument, es bestehe ein überragendes öffentliches nationales Interesse an den Inhalten. "Kein Journalist, der etwas auf sich hält, würde in so einer wichtigen und historischen Angelegenheit Informationen zurückhalten", sagte sie dem Sender BBC am Donnerstag. Hancock hingegen wirft der Journalistin vor, sich nicht an eine Verschwiegenheitserklärung gehalten und sein Vertrauen missbraucht zu haben.

Die britische Regierung wurde für ihren oft eigenwilligen, riskanten sowie teils zögerlichen Kurs immer wieder kritisiert. Mit fast 200.000 Todesfällen, bei denen Covid-19 auf dem Totenschein vermerkt ist, gehört das Land zu den am schwersten von der Pandemie getroffenen in Europa.
   

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