Gewalt in Venezuela eskaliert

Gepanzertes Militärfahrzeug rast in Menschenmenge

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Gepanzertes Fahrzeug überrollt Demonstranten in Caracas - Moskau beschuldigt Opposition der Gewalttätigkeit.

Caracas, Venezuela. Nach dem Aufstand einiger Soldaten gegen die Regierung des venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro haben sich Demonstranten und regierungstreue Sicherheitskräfte in der Hauptstadt Caracas schwere Auseinandersetzungen geliefert. Vermummte Regierungsgegner griffen am Dienstag gepanzerte Militärfahrzeuge an.

Ein Panzerwagen raste in die Menge, wie im kolumbianischen Fernsehsender RCN zu sehen war. Ob dabei Demonstranten verletzt wurden oder ums Leben kamen, war zunächst unklar. Nahe dem Luftwaffenstützpunkt La Carlota schleuderten Demonstranten Steine auf Nationalgardisten auf Motorrädern. Die Sicherheitskräfte feuerten Tränengaskartuschen in die Menge.
 
Der US-Fernsehsender CNN zeigte Bilder eines brennenden Busses in Caracas
 
Zuvor hatte der selbst ernannte Interimspräsident Juan Guaidó einige Soldaten auf seine Seite gezogen und den Rest der Streitkräfte dazu aufgerufen, sich ihm anzuschließen. Abtrünnige Soldaten befreiten zudem den seit Jahren inhaftierten Oppositionsführer Leopoldo López aus dem Hausarrest.
 
Gepanzertes Militärfahrzeug rast in Menschenmenge
© APA/AFP
 
"Wir machen die Opposition für jede Art der Gewalt und des Blutvergießens verantwortlich", sagte Verteidigungsminister Vladimir Padrino im Fernsehsender VTV. "Wir fordern sie auf, die gewalttätigen Aktionen einzustellen."
 
Gepanzertes Militärfahrzeug rast in Menschenmenge
© APA/AFP
 
Das russische Außenministerium beschuldigte die Opposition in Venezuela der Gewalttätigkeit. Russland unterstützt das Regime von Präsident Maduro und liefert Waffen in das südamerikanische Land. Moskau beschuldigt die USA, die Regierung Maduros untergraben zu wollen. Die radikale Opposition in Venezuela habe neuerlich zu gewaltsamen Methoden gegriffen anstatt nach einer friedlichen Lösung der politischen Differenzen zu suchen, hieß es in einer Stellungnahme des russischen Außenamts.
 
UNO-Generalsekreter Antonio Guterrres rief unterdessen die Konfliktparteien in Venezuela zu maximaler Zurückhaltung auf. Alle Beteiligten sollten Gewalt vermeiden und Maßnahmen zur Wiederherstellung der Ruhe ergreifen.
 

Venezuelas Oppositionsführer López sucht Schutz in Chiles Botschaft

Inmitten des erbitterten Machtkampfs in Venezuela hat der seit Jahren inhaftierte Oppositionsführer Leopoldo López Schutz in der Residenz des chilenischen Botschafters in Caracas gesucht. López, seine Frau und seine Tochter seien Gäste in der Residenz der diplomatischen Mission, teilte Chiles Außenminister Roberto Ampuero am Dienstag auf Twitter mit.
 
Am frühen Morgen hatten zur Opposition übergelaufene Soldaten den prominenten Regierungsgegner aus dem Hausarrest befreit. Der Gründer der Oppositionspartei Voluntad Popular saß seit 2014 in Haft. Damals waren bei Protesten gegen die Regierung mehr als 40 Menschen ums Leben gekommen. Ein Gericht verurteilte López wegen Anstachelung zur Gewalt zu fast 14 Jahren Haft. Zuletzt saß der Oppositionsführer im Hausarrest. Zahlreiche Regierungen und Menschenrechtsorganisationen sahen in López einen politischen Gefangenen.
 
Am Dienstag hatte der selbst ernannte Interimspräsident Juan Guaidó einige Soldaten auf seine Seite gezogen und den Rest der Streitkräfte dazu aufgerufen, sich ihm anzuschließen. Demonstranten und Sicherheitskräfte lieferten sich auf den Straßen von Caracas zum Teil heftige Auseinandersetzungen.
 

Militärführung warnt Oppositionsanhänger vor Blutbad

Der venezolanische Verteidigungsminister Vladimir Padrino hat am Dienstag die Opposition vor einem möglichen Blutbad gewarnt. In einer vom staatlichen Fernsehen übertragenen Rede sagte Padrino, umringt von zahlreichen hochrangigen Militärs, von der Opposition begangene Gewaltakte seien zum Teil niedergeschlagen worden. Die Militärführung stehe loyal zur Verfassung.
 
Gepanzertes Militärfahrzeug rast in Menschenmenge
© APA/AFP
 
Der US-Sender CNN zeigte Szenen gewaltsamer Zusammenstöße in Caracas. Gepanzerte Fahrzeuge fuhren dabei in eine Gruppe protestierender Gegner von Präsident Nicolás Maduro.
 
Gepanzertes Militärfahrzeug rast in Menschenmenge
© APA/AFP
 
Venezuelas selbst ernannter Interimspräsident Juan Guaidó bestärkte unterdessen seine Anhänger, mit ihren Straßenprotesten auf dem richtigen Weg zu sein. "Jahrelang haben wir mit den Streitkräften gesprochen - und heute wissen wir, dass sie nicht für den Diktator sind", sagte Guaidó bei einer Rede auf dem Platz Francia de Altamira in Caracas vor tausenden Menschen.
 
Gepanzertes Militärfahrzeug rast in Menschenmenge
© APA/AFP
 
Die voranschreitende Entmachtung des sozialistischen Staatschefs Maduro sei unumkehrbar, sagte er weiter. Im seit mehr als drei Monate andauernden Machtkampf hat sich das Militär bisher hinter Maduro gestellt.
 

Opposition hat fast keine Unterstützung durch Militärs

Zur Überraschung vieler tauchten Dienstag früh in Caracas die beiden Oppositionsführer Juan Guaidó und Leopoldo López zusammen mit einer Gruppe von Soldaten in Caracas bei der Militärbasis La Carlota auf, die sich angeblich gegen die Regierung von Präsident Nicolás Maduro erhoben hatte. Die Oppositionsführer riefen zur "Operation Freiheit", zum endgültigen Sturz Maduros, auf.
 
Wie die spanische Nachrichtenagentur EFE recherchierte, standen die Soldaten innerhalb der Militärbasis aufseiten Maduros und blieben in den Gebäuden des Stützpunkts. In der Umgebung kam es jedoch zu Unruhen.
 
Ein Video von Guaidó und dem aus seinem Hausarrest von Soldaten befreiten López wurde außerhalb des Stützpunktes La Carlota, der offiziell nach General Francisco de Miranda benannt ist, und nicht innerhalb der Militärbasis aufgezeichnet. Die Soldaten innerhalb des Stützpunkts verweigerten dem Parlamentschef und selbst ernannten Interimspräsidenten Guaidó und seinen Anhängern den Zutritt.
 
Die Zahl der Soldaten, die Guaidó und López bei ihrer Kundgebung begleiteten, lag laut EFE bei etwa 40. Es sei nicht feststellbar gewesen, ob sich in anderen Landesteilen mehr Militärangehörige dem Aufstand angeschlossen haben, so die spanische Nachrichtenagentur. Die wenigen aufständischen Soldaten in Caracas waren schwer bewaffnet und trugen als Erkennungszeichen blaue Binden an Armen, Beinen und auch im Gesicht, um sich vor Tränengas zu schützen.
 
Mindestens vier Mal wurden nach EFE-Zählungen Salven in die Luft abgefeuert und zwar sowohl von Militärs die für oder gegen Maduro waren. Es war aber nicht klar, ob es zu einem direkten Schusswechsel kam. Allerdings schleuderten Maduro-Anhänger im Militärstützpunkt Tränengasgranaten auf Soldaten aufseiten Guaidós, die diese zurückwarfen. Später versammelten sich zivile Oppositionsanhänger an anderen Orten in Caracas.
 

Maduro-Gegner folgten Guaidós Aufruf

Zahlreiche Maduro-Gegner folgten dem Aufruf von Parlamentspräsident Guaidó, in Caracas und anderen Städten des Landes wie in Carabobo, Zulia oder Lara auf die Straße zu gehen. Nachdem die Oppositionsanhänger von dem Luftwaffen-Stützpunkt abgezogen waren, marschierten sie zum zentralen Altamira-Platz in etwa einem Kilometer Entfernung. Das Viertel gilt als Hochburg der Opposition. Eine Gruppe Demonstranten hielt sich aber weiter in der Umgebung der Militärbasis auf und lieferte sich Zusammenstöße mit den Pro-Maduro-Militärs. Dabei kamen Steine und Molotow-Coctails sowie Tränengas und Schrotflinten zum Einsatz.
 
Über die Anzahl der Verletzten lagen vorerst keine Angaben vor, EFE zufolge gab es aber mehrere von ihnen. Bis jetzt ist nichts über mögliche Todesopfer bekannt. Ein gepanzertes Fahrzeug fuhr in eine Menge Protestierender.
 
Vorerst gab es kein Informationen dass sich weitere Militärs gegen Maduro erhoben haben. Der Präsidentenpalast Miraflores wurde von Anhängern der sozialistischen Regierung geschützt. Die Militärführung stellte sich gegen die Opposition, die sie vor einem Blutbad warnte. Verteidigungsminister Vladimir Padrino versicherte vor versammelten hohen Offizieren im Fernsehen, man stehe loyal zur Verfassung.
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