Weil das Opfer ihren Peinigern keinen Widerstand leisten konnte, kommen die Täter nun frei.
Der Urteilsspruch im Fall der Gruppenvergewaltigung eines bewusstlosen, 14-jährigen Mädchens hat in Spanien für Empörung gesorgt. Frauenrechtlerinnen und Juristen forderten am Freitag eine Reform des Strafrechts, das nach Einschätzung von Experten härtere Strafen gegen die Angeklagten verhinderte. In dem Prozess war das Urteil am Donnerstag wegen des Straftatbestandes des sexuellen Missbrauchs ergangen, nicht wegen Vergewaltigung - die Länge der Haftstrafen fiel daher sehr viel geringer aus.
Gruppenvergewaltigung
Insgesamt sieben Männer waren wegen der Gruppenvergewaltigung angeklagt, zu der es im Oktober 2016 am Rande einer Party auf einem verlassenen Werksgelände in Manresa in Katalonien gekommen war. Zwei wurden von dem Gericht in Barcelona freigesprochen, fünf müssen wegen sexuellen Missbrauchs zwischen zehn und zwölf Jahre ins Gefängnis.
Den Vorwurf der sexuellen Gewalt - die Entsprechung für den Vorwurf der Vergewaltigung im spanischen Recht - ließ das Gericht fallen. Zur Begründung erklärte es, dass das Opfer nach Drogen- und Alkoholkonsum "in bewusstlosem Zustand" gewesen sei und die Angeklagten "keinerlei Einschüchterung oder Gewalt angewandt" hätten. Dies sorgte im ganzen Land für Empörung.
Problem ist das Strafrecht
"Das Problem ist nicht das Urteil, das Problem ist unser Strafrecht", sagte am Freitag die Sprecherin der Vereinigung Richter für Demokratie in Katalonien, Montserrat Comas. Dem Strafrecht zufolge müsse für den Anklagepunkt Vergewaltigung immer nachgewiesen werden, dass es zu Einschüchterung oder Gewalt gekommen sei. Das spanische Recht müsse schnellstmöglich dahin gehend geändert werden, dass jeder Sex ohne Einwilligung als Vergewaltigung behandelt werde. "Die Sache ist besonders schrecklich, weil wir über eine Minderjährige im Alter von 14 Jahren sprechen", fügte Comas hinzu.
Der Fall erinnert an einen anderen im nordspanischen Pamplona aus dem vergangenen Jahr, der in Spanien für große Empörung gesorgt und Zehntausende Frauen zu Protesten auf die Straßen getrieben hatte. Nach der Vergewaltigung einer 18-Jährigen beim Stierfest San Fermin im Jahr 2016 waren die fünf Männer ebenfalls nicht wegen "Vergewaltigung" verurteilt worden, sondern wegen "sexuellen Missbrauchs" - obwohl sie die Tat gefilmt hatten.