Er bot Mitreisenden ein Getränk an, um auf die Geburt eines Kindes anzustoßen.
Ein russischer Serienmörder hat mindestens 13 Passagiere mit gepanschtem Cognac in Moskauer Vorortzügen vergiftet und im Sterben ausgeraubt. Der 23-jährige Alexej W. bot seinen Mitreisenden nach guter Tradition stets einen Umtrunk an, um mit ihnen "auf die Geburt seines Töchterchens" anzustoßen. Seine gutgläubigen Opfer tranken den Alkohol. Der aber war mit starken Nervenberuhigungsmitteln versetzt.
Qualvolles Schicksal
Die Passagiere verloren das Bewusstsein.
Dann nahm er den Männern ihr Hab und Gut und überließ sie ihrem qualvollen
Schicksal - oft bei sibirischem Frost. Mindestens zwölf überlebten mit
schweren Nervenschäden.
Die russischen Ermittler fanden in der Wohnung des jungen Mannes jede Menge Geldbörsen, Kreditkarten, Pässe und Mobiltelefone. Weil die nun beschlagnahmte Beute so groß ist, befürchtet die Polizei, dass Alexej W. noch deutlich mehr Menschen umgebracht haben könnte. Das Internetportal lifenews.ru zeigte am Donnerstag eine kurze Filmsequenz. Darauf reagiert der gut angezogene Mann nur mit Lachen und ohne Reue auf Fragen und Vorwürfe russischer Reporter. "Was wollen sie?", sagt er teilnahmslos.
Konnten Charme nicht widerstehen
Alexej W. habe sich stets gut
angezogene Männer gesucht, die heiter von einer Party selbst noch in
Feierlaune waren, sagte die Moskauer Polizistin Tatjana Morosowa der Zeitung
"Komsomolskaja Prawda" (Donnerstag). Meist konnten die Opfer dem Charme des
jungen Mannes nicht widerstehen. Die Ermittlungsarbeit habe sich über Jahre
hingezogen, sagte Morosowa. Der wegen Diebstahls vorbestrafte Mann kam
demnach von Wladiwostok im äußersten Osten des Landes in die russische
Hauptstadt. Dort saß er bereits im Gefängnis.
Viele immer noch im Koma
Immer wieder bot Alexej W. den Reisenden
vom Kursker oder Kasaner Bahnhof in Moskau aus einem Flachmann den Cognac
an. In dem Alkohol hatte er zuvor die zur Behandlung schwerer Psychosen
gedachten Tabletten aufgelöst. Sobald seine Opfer das Bewusstsein verloren,
plünderte er ihre Taschen. Oft ließ er die wehrlosen Menschen bei Kälte im
Schnee sterben. Die Polizei spricht von vielen Opfern, die weiter im Koma
sind oder wegen Nervenschäden und Gedächtnisverlusts noch Jahre behandelt
werden müssen.
Phantombild überführte den Täter
Die Moskauer
Polizei befürchtet, dass Alexej W. kein Einzeltäter sein könnte, weil es
ähnliche Fälle auch auf anderen Zugstrecken gegeben habe. Die Ermittler
kamen dem Serientäter erst auf die Spur, als ein überlebender Passagier ein
Phantombild von ihm zeichnete. Der ältere Mann hatte wegen einer Krankheit
aus Höflichkeit nur einen kleinen Schluck des Gift-Cognacs getrunken und kam
deshalb wieder rasch zu sich. Weil das ganze Ausmaß des Falls aber noch
unklar ist, bat die Polizei am Donnerstag die Bevölkerung um weitere
Hinweise.