Bei einer Pressekonferenz mit Angela Merkel wurde das blutige Ende bekannt.
Ein weiterer mutmaßlicher IS-Anschlag hielt am Freitag Frankreich in Atem. Ein Angreifer, der bei einer Geiselnahme im Supermarkt "Allahu Akbar" gerufen haben soll, tötete drei Menschen, ehe er selbst von einer Spezialeinheit erschossen wurde. Premier Emmanuel Macron, der von einem Terroranschlag sprach, weilt derzeit beim EU-Rat in Brüssel. Dort hielt er gerade eine Pressekonferenz mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel ab, als er exakt um 14.46 Uhr erfuhr, dass der Geiselnehmer erschossen wurde. Ein Offizier reichte Macron einen Zettel mit der - zu diesem Zeitpunkt noch - geheimen Information.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft bekannte sich der Täter zur Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Laut Ermittlern wurde der Täter am Nachmittag von den Einsatzkräften getötet.
Geheimdiensten bekannt
Wie der Radiosender France Info meldete, war der Mann den Geheimdiensten bekannt und in einer Datenbank zur Bekämpfung von Terrorismus und Radikalisierung verzeichnet. Die südfranzösische Zeitung "La Depeche du Midi" berichtete darüber hinaus, der Täter sei ein Marokkaner im Alter zwischen 30 und 40 Jahren und anhand des Nummernschildes seines Autos identifiziert worden. Den Wagen fanden die Fahnder auf dem Parkplatz des Supermarktes, in dem der Mann am Freitag Geiseln nahm.
Zudem soll der mutmaßliche Täter für Schüsse auf einen Polizisten im rund zehn Kilometer entfernten Carcassonne verantwortlich sein, der an der Schulter verletzt wurde. In Carcassonne wurde der Polizist verletzt, als der Schütze das Feuer auf Beamte eröffnete, die gerade vom Jogging zurückkamen. Das bestätigte ein Polizeisprecher. Das Auto des Schützen sei auf dem Parkplatz des Supermarktes entdeckt worden, berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP am Freitag unter Berufung auf Ermittlerkreise.
"Allahu Akbar"-Rufe
Ein Augenzeuge sagte aus, der Täter habe "Allahu Akbar" (Gott ist groß) gerufen, als er den Supermarkt der Kette "Super U" gegen 11.15 Uhr am Freitagvormittag überfiel. Er sei mit Messern, einer Schusswaffe und Handgranaten bewaffnet gewesen. Laut Medien forderte der Geiselnehmer die Freilassung des Terrorverdächtigen Salah Abdeslam. Das meldete der Sender BFMTV am Freitag ohne Angabe einer klaren Quelle. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür zunächst nicht. Der französische Staatsbürger Abdeslam soll zu der IS-Terrorzelle gehören, die die schweren Anschläge in Paris im November 2015 und in Brüssel im März 2016 verübte. Er sitzt in Frankreich in Untersuchungshaft.
Der französische Regierungschef Édouard Philippe hatte von einer "ernsten Situation" gesprochen. Alle Informationen ließen "darauf schließen, dass es sich um eine terroristische Tat handelt". Das Innenministerium hatte auf Twitter dazu aufgerufen, den Bereich um den Supermarkt "Super U" in dem 5.500-Einwohner-Ort zu meiden. Laut französischen Medien wurde das Gebiet abgeriegelt. "Ein großer Teil der Mitarbeiter und der Kunden des Super U konnten fliehen", zitierte AFP eine namentlich nicht genannte informierte Person. Ein Beamter der Gendarmerie sei im Kontakt mit dem Geiselnehmer gewesen. Innenminister Gerard Collomb machte sich auf den Weg nach Südfrankreich.
Frankreich war in den vergangenen Jahren mehrfach Ziel islamistischer Anschläge. Vor allem die Attacken von Paris 2015 und Nizza 2016 hatten das Land schwer erschüttert. Die Behörden sprechen regelmäßig von einer weiterhin hohen Gefahr. Bei der letzten Attacke in Marseille waren am 1. Oktober zwei Menschen getötet worden.