Taucher stirbt bei Einsatz

Höhlen-Drama: Jetzt wird die Luft knapp

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Höhlen-Drama von Thailand hat das erste Opfer gefordert und wird noch gefährlicher.

Bangkok. Schon am Sonntag soll erneut starker Regen einsetzen. Das würde die Evakuierung der Buben noch dramatischer machen. Die Retter müssten somit rasch losschlagen: „Wir wollen aber nur das kleinste ­Risiko gehen“, so der örtliche Gouverneur Narongsak Osotthanakorn am Freitag.

Rettungsaktion. Der belgische Taucher Ben Reymenants erklärt den Rettungsplan: Die Kinder sollen mit Spezialisten in Freiheit tauchen. Darauf werden sie derzeit in der Dunkelheit vor­bereitet. Begleitet von jeweils drei Tauchern soll ein Bub nach dem anderen zuerst insgesamt 530 Meter unter Wasser in völliger Finsternis zurücklegen. Aber die heikelste Stelle kommt erst danach: fünf Meter tief, 15 Meter lang und extrem eng.

Hier mussten sogar die Experten erst einen Weg bohren, bevor sie den Tauchgang wagten. Drei Stunden dauert die Rettung eines Kindes. Vier Kinder pro Tag könnten so geborgen werden.

Hundert Rettungsschächte gebohrt

Einsatzkräfte in Thailand haben mehr als hundert Rettungsschächte in die Tiefe gebohrt, um die seit zwei Wochen in einer überschwemmten Höhle festsitzenden Buben auf diesem Weg zu befreien. Bei den Bohrungen seien die Kinder und ihr Fußballtrainer bisher aber nicht erreicht worden, sagte der Leiter der Rettungsaktion, Narongsak Osottanakorn, am Samstag. Die Kinder sind zu geschwächt, um selbst ins Freie zu tauchen.

Trainer bat Eltern um Verzeihung

Der Trainer der seit zwei Wochen in einer Höhle in Thailand festsitzenden Fußballballmannschaft hat die Eltern der Buben um Verzeihung gebeten. Ekkapol Chantawong wandte sich in einem Brief, den die thailändische Marine am Samstag im Online-Netzwerk Facebook veröffentlichte, an die Eltern.

"Ich bedanke mich für die moralische Unterstützung und entschuldige mich bei den Eltern", schrieb der Trainer in seiner ersten Wortmeldung. "An alle Eltern: Allen Kindern geht es noch gut. Ich verspreche, mich sehr gut um sie zu kümmern", schrieb der 25-jährige Trainer in dem handgeschriebenen Brief, den er einem Taucher mitgegeben hatte. Er wandte sich darin auch an seine Großmutter und seine Tante: "Ich bin hier. Seid nicht zu besorgt. Passt bitte auf euch auf."

Taucher (37) erstickte im engsten Wasserkanal

Leblos. Wie gefährlich das Unterfangen ist, zeigt der Tod eines Retters: Saman ­Kunan (37), Ex-Mitglied der thailändischen Navy Seals, ging die Luft aus. Er wollte Behälter mit Atemluft in der Tham-Luang-Höhle platzieren – alle 25 Meter einen. Sein Tauchpartner fand ihn leblos im Wasser treiben, wollte ihn noch wiederbeleben, hatte aber keine Chance mehr. „Wir lassen seinen Tod nicht sinnlos sein. Wir bleiben, bis die Mission fertig ist“, versprach Arpakorn Yookongkaew, Kommandant der Spezialeinheit.

Der Tod des Retters offenbart ein weiteres Problem: In der Höhle wird langsam die Luft knapp. 20 Prozent beträgt der Sauerstoffgehalt normalerweise, in der Kammer sei er schon auf 15 Prozent gefallen, warnte Armee­general Chalongchai Chaiyakam.

Atemluft. Jetzt wollen die Retter Sauerstoff einleiten, um das Leben der Mannschaft zu retten. „Wir dachten, die Kinder können lange bleiben, aber jetzt hat sich die Situation geändert. Die Zeit ist begrenzt“, warnte Yookongkaew. „Unsere Haupt­aufgabe ist es, ein Rohr in die Kammer zu legen, damit die Gruppe mehr Luft zum Atmen bekommt“, erklärte Chaiyakam. Aber diese Leitung muss fast fünf Kilometer lang sein.

Tesla-Boss Elon Musk hat seine Hilfe angeboten

Tesla. Die Gruppe ist schon seit 23. Juni eingeschlossen. Jetzt hat auch Tesla-Boss Elon Musk Hilfe angeboten. Er will Ingenieure seiner Firma Space X und Tunnelbauexperten seiner Boring Company nach Thailand bringen. Diese sollen helfen, das Wasser abzupumpen, und so den Weg aus der Höhle frei machen.

Expertin: "Panik vermeiden"

ÖSTERREICH: Die Zeit drängt, was ist jetzt das Wichtigste?

Monika Feichtner: Man kann die Kinder nur mental vorbereiten – ob es ausreichend ist, ist im Vor­hinein schwer zu sagen. Sie müssen jetzt vor allem lernen, beim Tauchen ganz ruhig zu atmen. Die Situation ist deswegen so schwierig, weil das Wasser, durch das sie tauchen müssen, sehr trüb ist und weil es Engstellen gibt. Das alles belastet die Psyche enorm.

ÖSTERREICH: Wie bereitet man die Kinder vor?

Feichtner: Man stärkt die Menschen, indem man ihre positiven Fähigkeiten unterstützt. Man muss ihnen im Detail erklären, was auf sie zukommt, wo die Schwierigkeiten sind. Und sie müssen lernen, wie man (in einer Paniksituation, Anm.) von selber wieder zur Ruhe kommen kann. Aber das ist in einer so kurzen Zeit sehr schwer erlernbar.

ÖSTERREICH: Wieso kann man nicht einfach von oben ein Loch bohren und die Kinder so herausholen?

Feichtner: Das kommt ­immer auf die Geologie an. Ein weiteres großes Pro­blem: So eine Aktion ist sehr teuer. Wenn das geklärt ist, müssen die Geräte erst herbeigeschafft werden. Und dann beginnt erst das Bohren.

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