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Feuerinferno in London:

Hunderte Tote in den Trümmern befürchtet

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Feuerwehr hat keine Hoffnung, noch Überlebende zu finden. Baufehler schuld an Desaster.

Donnerstagfrüh, mehr als 24 Stunden, nachdem im Londoner Wohnhochhaus Grenfell Tower die Hölle losbrach, gibt Feuerwehrchefin Dany Cotton auf: „Wir erwarten nicht, noch jemanden lebend aus dem Haus zu retten.“

17 Tote sind zu diesem Zeitpunkt bestätigt. Hunderte weitere Opfer werden in dem 24-stöckigen Sozialbau, in dem bis zu 600 Menschen lebten, vermutet. Die Feuerwehr konnte nur 65 Menschen aus den Flammen retten. Dutzende Menschen, darunter ganze Familien, werden vermisst. Noch immer gibt es Brand­nester, am Donnerstag unterbricht die Feuerwehr die Suche sogar: zu gefährlich!

London Hochhausbrand Grenfell
© APA/AFP/Giulio Thuburn/GIULIO THUBURN
× London Hochhausbrand Grenfell

Quelle : APA/AFP/Giulio Thuburn/GIULIO THUBURN

Fassade

In der Nacht auf Mittwoch brach das Feuer aus. Augenzeugen berichten, dass es innerhalb von 15 Minuten an der Außenfassade entlang bis an die Spitze des Gebäudes kletterte.

Schuld war der defekte Kühlschrank des aus Äthiopien stammenden Taxifahrers Behailu Kebede (44) – als dieser den Brand in der Küche bemerkte, unternahm er alles, um seine Nachbarn zu retten.

Grenfell Tower wird zur Todesfalle. Hunderte Menschen sind gefangen. Einige binden Leintücher zusammen, versuchen sich abzuseilen. Andere springen in ihrer Verzweiflung aus dem Fenster.

Video zum Thema: Augenzeugen berichten aus London

Hausverkleidung wirkte wie Brandbeschleuniger

Bald ist klar: Mangelhafte Brandschutzeinrichtungen und die erst im vergangenen Jahr angebrachte Dämmfassade führten zur Katastrophe. Fehlende Sprinkleranlagen, keine funktionierenden Feuermelder, ein Treppenhaus, das im Brandfall zur Todes­falle wird: Beschwerden der Bewohner gab es seit Jahren.

Dazu wirkte die erst im Vorjahr angebrachte Außenverkleidung wie ein Brandbeschleuniger. Die mit Aluminium umhüllten Polyethylen-Platten brannten lichterloh. Der Hohlraum zwischen ihnen und der eigentlichen Fassade habe wie ein Schornstein gewirkt. „Dieses Unglück musste irgendwann passieren“, sagen Brandexperten. Dass Politik und Hausverwalter die Warnungen ignorierten, sei „einer der größten Skandale in diesem Land“, so ein Bauexperte.

London: Großbrand in Hochhaus

Versteck

Der verantwortliche Bauunternehmer Raymond Bailey versteckt sich hinter den Toren eines Anwesens. Der Londoner Labour-Abgeordnete David Lammy nannte die Katastrophe „gemeinschaftlichen Totschlag“ und forderte Haftstrafen. „Es wird viele Fragen zur Ursache des Brandes geben“, sagte Bürgermeister Sadiq Khan. „Wir müssen wissen, was passiert ist, wir brauchen eine Erklärung“, so Premierministerin Theresa May.(baa)

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