Interview mit Putin

Jetzt spricht der Kreml-Zar

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"Ich fühle mich so jung wie früher." Kremlchef gibt sich im Interview kämpferisch.

Warum Putin Merkel lobt und die Krim-Annexion gerecht findet, erklärt er im „Bild“-Interview.
Moskau. Er weist Vorwürfe aus dem Westen zurück. Er gibt Fehler Russlands und Probleme der russischen Wirtschaft nach den Sanktionen zu, verteidigt aber die russische Strategie in der Ostukraine. Kremlchef Wladimir Putin (63) gab Bild-Herausgeber Kai Diekmann und Chefredakteur Nikolaus Blome in Sotschi am Schwarzen Meer ein Exklusiv-Interview – ÖSTERREICH druckt die wichtigsten Passagen.  

Putin über Russland und den Westen: „Wir haben es von Anfang an nicht geschafft, die Spaltung Europas zu überwinden. Vor 25 Jahren ist die Berliner Mauer gefallen, aber es sind unsichtbare Mauern in den Osten Europas verschoben worden.“

Über die NATO: „Natürlich hat jeder Staat das Recht, seine Sicherheit so organisieren zu wollen, wie er das für richtig hält. Aber die Staaten, die schon in der Nato waren, hätten doch auch ihren eigenen Interessen folgen können. Es stand nirgendwo, dass die Nato bestimmte Länder aufnehmen muss. Die Nato und die USA wollen den vollen Sieg über die Sowjetunion.“

Über Fehler Russlands: „Wir haben Fehler gemacht. Hätten wir von Anfang an unsere nationalen Interessen viel deutlicher gemacht, wäre die Welt heute noch im Gleichgewicht. Nach dem Untergang der Sowjetunion hatten wir damals aber sehr viele eigene Probleme.“

Über Putin als „Kalten Krieger“: „Ich habe mich nie verändert, fühle mich so jung wie früher. Ich bin der Präsident von 146 Millionen Russen. Für ihre Interessen muss ich einstehen. Wir sind bereit, das ohne Konflikte auszutragen.“

Über Bedrohung des Terrors: „Wir sollten weltweit viel enger zusammenstehen im Kampf gegen den Terror, der eine große Herausforderung ist. Und wenn wir uns (der Westen und Russland, Anm.) dabei auch nicht immer und in jedem Punkt einig sind, soll das bitte niemand zum Vorwand nehmen, uns zu Feinden zu erklären.“

Über Krim: „Der Staatsstreich der Nationalisten in Kiew hat im Februar 2014 2,5 Millionen russischen Menschen auf der Krim Angst eingejagt. Unsere Soldaten haben lediglich die ukrainischen Truppen auf der Krim daran gehindert, die freie Meinungsäußerung zu behindern. Für mich sind nicht Grenzen und Staatsterritorien wichtig, sondern das Schicksal der Menschen. Die Wiedervereinigung der Krim mit Russland ist gerecht.“
 
Über Sanktionen gegen Moskau
: „Beim Agieren auf den internationalen Finanzmärkten schaden die Sanktionen Russland merklich. Größerer Schaden entsteht durch den Verfall der Energiepreise.“

Über Angela Merkel: „Wir haben ein geschäftsmäßiges Verhältnis. Ich vertraue ihr, sie ist ein sehr offener Mensch. Sie bemüht sich ehrlich, die Krisen beizulegen, auch in der Ukraine. Ich schätze sie als professionell und offen. Sie tut aber gut daran, sich eingehender mit den Problemen in der Ostukraine zu beschäftigen. Aber was die Europäische Union mit den Sanktionen aufführt, ist nur noch absurdes Theater.“

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