Präsidentenwahl

Kenyatta führt in Kenia

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Bisher wurden etwa 8.000 von knapp 32.000 Wahllokalen ausgewertet

Der stellvertretende Ministerpräsident Uhuru Kenyatta ist am frühen Dienstagmorgen im Rennen um das Präsidentenamt in Kenia in Führung gelegen. Wie kenianische Medien online berichteten, lag Ministerpräsident Raila Odinga an zweiter Stelle. Nach der Auswertung von etwa 8.000 von knapp 32.000 Wahllokalen kam Kenyatta auf rund 55 Prozent und Odinga auf etwa 40 Prozent der Stimmen. Die Stimmenauszählung hatte kurz nach der Schließung der ersten Wahllokale begonnen. Wann ein endgültiges Ergebnis vorliegen würde, war noch unklar. Spätestens bis 11. März muss es veröffentlicht werden.

Gewaltausbrüche
Die Präsidenten- und Parlamentswahlen waren von starken Sicherheitsvorkehrungen begleitet. Damit sollten Gewaltausbrüche wie bei den Wahlen 2007 unterbunden werden. In der Küstenstadt Mombasa kamen allerdings bei Anschlägen zwölf Menschen ums Leben.

Es ist die erste Wahl seit der Einführung einer neuen Verfassung, die den Abstimmungsprozess transparenter gestalten und Ausschreitungen verhindern soll. Die Beteiligung war enorm. Nach den Wahlen vor fünf Jahren war das ostafrikanische Land an den Rand eines Bürgerkriegs mit 1.200 Toten und Hunderttausenden Vertriebenen geraten.

Viele der knapp 15 Millionen Stimmberechtigten versammelten sich schon in der Nacht vor den Wahllokalen, um möglichst früh ihre Stimmen abzugeben. Nachdem sie ihre Zettel in die Urnen geworfen hatten, gab es für die Wähler einen Tintenfleck auf einen Fingernagel der linken Hand, um doppelte Stimmabgaben zu verhindern.

Lange Schlangen
In der Hauptstadt Nairobi waren die Schlangen mehrere Kilometer lang. Offiziell sollten die Wahllokale um 17.00 Uhr Ortszeit (15.00 Uhr MEZ) schließen. Allerdings wurden - wie schon zuvor angekündigt - die Wahllokale bei Warteschlangen noch länger offen gehalten, um allen Menschen eine Chance auf ihre Stimmabgabe zu geben. Nur an einigen wenigen, gut organisierten Orten - wie etwa dem Geschäftszentrum von Nairobi - schlossen die Lokale pünktlich.

Wahlhelfer im ganzen Land berichteten der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass unerwartet viele Menschen zu den Urnen gekommen seien. "Ich bin beeindruckt von diesem Ergebnis, Kenia hat noch nie eine so hohe Wahlbeteiligung gehabt", sagte der Chef der EU-Beobachter und frühere slowenische Ministerpräsident Alojz Peterle.

Acht Kandidaten
Acht Kandidaten bewerben sich um das Amt des Staatschefs. Odinga zeigte sich nach der Stimmabgabe in einer Schule in der Hauptstadt zuversichtlich, dass er die Wahl bereits im ersten Wahlgang für sich entscheiden würde. "Ich bin sicher, dass die Kenianer ganz deutlich sagen werden, dass sie einen Wandel wollen", betonte der 68-Jährige.

Kenyatta gab seine Stimme in seinem Heimatdorf Gatundu etwa 40 Kilometer außerhalb der Hauptstadt ab und rief die Bevölkerung dazu auf, friedlich zu wählen. Der Sohn des ersten Präsidenten Jomo Kenyatta ist umstritten: Nach dem Urnengang vor fünf Jahren soll der Politiker ethnische Gruppen zu Gewalt angestiftet haben. Er muss sich deshalb, ebenso wie der Kandidat für die Vize-Präsidentschaft William Ruto, vor dem Weltstrafgericht in Den Haag verantworten.

In Mombasa kam es am Montag zu mehreren Anschlägen, bei denen mindestens zwölf Menschen getötet wurden, darunter auch sechs Polizisten. Polizeichef Jared Ojuok machte die separatistische Gruppe Mombasa Republican Council (MRC) für die Taten verantwortlich. Sie hatte im Vorfeld damit gedroht, die Wahlen zu behindern.

Ethnische Zerissenheit
Ursache für die Gewalt ist die tiefe ethnische Zerrissenheit des Landes. 2007 hatten sich nach einer Stichwahl sowohl Präsident Mwai Kibaki als auch Raila Odinga zum Wahlsieger erklärt. Erst nach einem monatelangen Blutbad in zahlreichen Landesteilen einigten sich die Kontrahenten auf einen Kompromiss: Kibaki blieb Staatschef, Odinga wurde Premier. Kibaki durfte am Montag nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten.

Dieses Mal waren die Behörden besser vorbereitet: 99.000 Polizisten sollten landesweit für Ordnung sorgen. Zudem waren 22.600 Wahlbeobachter im Einsatz.

Bei dem Votum ist eine absolute Mehrheit nötig. Nimmt keiner der acht Kandidaten die 50-Prozent-Hürde, bringt eine Stichwahl Mitte April die Entscheidung.

Prominenter Name

Bei der Abstimmung stand auch ein prominenter Name auf der Liste: Malik Obama , der Halbbruder von US-Präsident Barack Obama, möchte in seinem Heimatbezirk Siaya im Westen des Landes Gouverneur werden. Er fühle sich durch die Leistungen seines jüngeren Bruders inspiriert, sagte der 54-Jährige: "Es ziemt sich für den Erstgeborenen, ebenfalls einen Beitrag zu leisten, und ich möchte das hier in Kenia tun, in Afrika."

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