37 Prozent der in Österreich lebenden Russen stimmten für die KP - nur 23 Prozent für die Putin-Partei.
Anders als im gesamtrussischen Trend, hat laut APA-Informationen die Kommunistische Partei der Russischen Föderation (KPRF) bei in Österreich lebenden Russinnen und Russen mit deutlichem Abstand die Dumawahlen gewonnen. Die Kremlpartei Einiges Russland, für die Außenminister Sergej Lawrow als einer von fünf Spitzenkandidaten angetreten war, schaffte es auf den zweiten Platz.
816 Russinnen und Russen hatten am Sonntag in der russischen Botschaft im Wien gewählt, zwei weitere Personen waren von Mitgliedern der Wahlkommission zu Hause ausgesucht worden. Wie auch in Russland konnten die Wähler in Österreich je eine Stimme für eine Partei und für einen Kandidaten in einem konkreten Wahlkreis abgeben. Österreich war dieses Mal von der Russischen Wahlkommission dem Wahlkreis Nr. 30 in der Teilrepublik Tatarstan zugeordnet worden.
Von insgesamt 796 gültigen Parteienstimmen in Wien gingen 294 (36,93 Prozent) an die Kommunistische Partei der Russischen Föderation und 185 (23,24 Prozent) an die von Wladimir Putin unterstützte Partei Einiges Russland. Es folgten die linksliberale Oppositionspartei Jabloko mit zehn Prozent, Gerechtes Russland - für die Wahrheit mit 8,5 Prozent, die Neopartei Neue Menschen mit 8,2 Prozent sowie Wladimir Schirinowskis Liberaldemokratische Partei Russlands mit 5,7 Prozent der gültigen Stimmen. Dieses Ergebnis resultiert aus dem Protokoll der Wahlkommission in Wien, das der APA vorliegt.
Botschaft macht Ergebnisse nicht publik
Die russische Botschaft in Wien hat diese Ergebnisse auch mehr als 48 Stunden nach Ende des Urnengangs bisher nicht publik gemacht. "Nach den Richtlinien können wir keine Ergebnisse vor der Zentralen Wahlkommission veröffentlichen", erklärte der APA ein Botschaftssprecher am Mittwochnachmittag. Am Sonntag hatte die Botschaft in sozialen Netzwerken noch aktiv über die Wahlen berichtet und auch den Slogan "Wirklich intelligentes Abstimmen" reproduziert, mit dem die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Marija Sacharowa, zuvor den Urnengang des Außenministers und Kandidaten Lawrow kommentiert hatte.
Noch deutlicher als bei den Parteistimmen fiel am Sonntag indes der Sieg des kommunistischen Kandidaten bei den Wiener Wahlkreisstimmen für Tatarstan aus. Kommunist Alexej Semenichin erhielt 45,9 Prozent der gültigen Stimmen, sein Konkurrent von Einiges Russland, Asat Agafarow, kaum nur auf 12,8 Prozent.
In Tatarstan selbst siegte der Ölmanager Agafarow mit riesigem Abstand und bekam insgesamt sechs Mal mehr Stimmen als der Kommunist, dessen Wahl von Anhängern des inhaftierten Oppositionspolitikers Alexej Nawalny im Rahmen des "Intelligenten Abstimmens" empfohlen worden war. Die Relevanz dieser Empfehlungen blieb unklar, ihre Veröffentlichung war vergangene Woche vom russischen Staat jedoch massiv bekämpft worden. Die betreffende Liste war in Folge sogar von internationalen Konzernen wie Apple, Google und Telegram für in Russland befindliche Internetbenutzer gesperrt worden. Menschen in Österreich waren von diesen Restriktionen freilich nicht betroffen gewesen.