"Verkettung unglücklicher Umstände"

Laut Polizei: Schuss auf Flüchtling versehentlich

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Die kroatische Polizei erklärt den Vorfall, wo ein Flüchtling von der Polizei angeschossen wurde,  als "Verkettung unglücklicher Umstände".

Zagreb. Der Vorfall, bei dem in Kroatien ein illegal eingereister Migrant am Samstag durch einen Schuss aus der Polizeiwaffe schwer verletzt wurde, ist nach Darstellung der kroatischen Polizei "die Folge einer Verkettung unglücklicher Umstände" gewesen. Der Migrant befinde sich nach Angaben des Krankenhauses in Rijeka nicht mehr in Lebensgefahr, teilte das kroatische Innenministerium mit.

Die Schusswaffe sei beim Zwischenfall nicht als Zwangsmittel eingesetzt worden, stellte ein Expertenteam fest, das von der Polizeiführung zur Prüfung des Geschehens auf dem Berg Tuhobic im unwegsamen Gebiet des Gorski Kotar unweit der slowenischen Grenze eingesetzt wurde. Ein Beamter, der zuvor Warnschüsse in die Luft gefeuert habe, sei auf dem steinigen Gelände ausgerutscht, wobei sich versehentlich ein Schuss gelöst habe, hieß es in einer Mitteilung am Donnerstagabend.

Schusswaffe war ein Gewehr

Der Migrant wurde Medienberichten zufolge schwer an Lunge, Leber und Wirbelsäule verletzt. Er wurde vier Mal operiert und schwebte einige Tage in Lebensgefahr, berichteten kroatische Medien. Laut den Ärzten handelt es sich um eine jüngere Person. Migranten aus seiner Gruppe gaben an, dass er aus Afghanistan stamme. Laut dem Chef der Polizeigewerkschaft handelte es sich bei der Schusswaffe um ein Gewehr. Wie die Polizei nun erklärte, wurde der Polizist am Samstag von seinen am Berg eingesetzten Kollegen getrennt, als er auf eine Gruppe von rund 20 Migranten traf. Trotz seinen wiederholten Aufforderungen "Stopp Polizei", die er auf Kroatisch und Englisch zugerufen habe, sei die Gruppe nicht stehengeblieben, sondern ging weiterhin auf ihn zu, hieß es in der Mitteilung.

Warnschüsse abgefeuert

Um seine Kollegen zur Hilfe zu rufen, habe der Beamte einzelne Warnschüsse in die Luft gefeuert, woraufhin die Gruppe auseinandergelaufen sei. Auf dem nassen Boden sei er in felsigem Gelände ausgerutscht. Noch bevor er die Waffe sichern konnte, habe sich beim Sturz ein Schuss gelöst. Zur Untermauerung der Darstellung fügte das Innenministerium der Mitteilung noch ein Foto und ein Video des Geländes hinzu.

Mit dem Fall beschäftigt sich auch die Staatsanwaltschaft. Die restliche Migranten aus der Gruppe, insgesamt 17, hätten den Wunsch nach Asyl geäußert. Diesem Wunsch sei man nachgekommen.

Vor der Polizeimitteilung kursierten in kroatischen Medien unterschiedliche inoffizielle Versionen des Geschehens. Unter anderem wurde berichtet, dass der Polizeibeamte von Migranten mit Steinen beworfen wurde. Außerdem gab es Berichte, dass die anderen Migranten aus der Gruppe zurück nach Bosnien geschickt werden sollen. All das führte zu Spekulationen, dass die Polizei das eigentliche Geschehen vertuschen wollte. Der bekannte kroatische Anwalt Anto Nobilo mahnte zur vollkommener Transparenz in dem Fall - auch mit Blick auf frühere Berichte über vermeintlich unverhältnismäßigen Gewalteinsatz durch kroatische Grenzpolizisten. Der Grenzpolizei des jüngsten EU-Mitglieds wird von NGOs immer wieder vorgeworfen, Migranten und Flüchtlinge, die aus Bosnien kommen, brutal zu misshandeln und sie gewaltsam zurückzuschieben. Kroatien bestreitet diese Vorwürfe stets.
 

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