Libyen

Gaddafi droht mit Gewalt gegen Hilfe

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Sohn Saif bezeichnet Rücktritt des Machthabers als "lächerlich".

Das libysche Regime will mögliche Hilfsaktionen der Europäischen Union für die Stadt Misurata (Misrata) mit Gewalt beantworten. Die staatliche Nachrichtenagentur Jana meldete am Dienstag, das Außenministerium habe der EU und dem Weltsicherheitsrat mitgeteilt, dass man bewaffnete Zivilisten auf jeden hetzen werde, der versuche, sich der Stadt östlich von Tripolis "unter einem humanitären Vorwand" zu nähern. Aus Frankreich kommt unterdessen scharfe Kritik an der Strategie der NATO in Libyen.

Das Bündnis werde seiner Rolle nicht ausreichend gerecht, sagte Außenminister Alain Juppe am Dienstag dem Radiosender France Info. Es werde zu wenig getan, um die schweren Waffen des Regimes zu zerstören und die Zivilbevölkerung zu schützen. "Die NATO wollte die militärische Führung der Operationen übernehmen, wir haben das akzeptiert. Sie muss jetzt ihre Rolle spielen", sagte der Minister. Derzeit sei dies "nicht ausreichend" der Fall.

Rücktritt "lächerlich"
Ein Sohn Gaddafis hat die Idee eines Rücktritts seines Vaters "lächerlich" genannt. "Wir brauchen neues Blut, das ist, was wir für die Zukunft wollen, doch Gerede über den Rücktritt des Führers ist wahrlich lächerlich", sagte Saif al-Islam am Montag im französischen Sender BFM. Sein Vater sei im fortgeschrittenen Alter und wolle nicht alles kontrollieren. Er wünsche, dass junge Leute die Führung des Landes übernehmen, sagte Saif in dem Interview, das bereits am Wochenende aufgezeichnet worden war. Saif gilt als möglicher Nachfolger seines Vaters.

Warnung vor "neuem Somalia"
Libyens zurückgetretener Außenminister Moussa Koussa (Kussa) warnte vor einem "neuen Somalia" in Libyen, sollte ein Bürgerkrieg ausbrechen. "Die Einheit Libyens ist essenziell für jede Lösung in Libyen", sagte Koussa im britischen Rundfunk BBC. Der Ende März überraschend nach London geflohene langjährige enge Vertraute Gaddafis sagte, er habe keinen Kontakt mehr mit der libyschen Führung. Er habe 30 Jahre lang dem Regime gedient, doch nach den jüngsten Entwicklungen habe er nicht mehr weiter machen können, sagte der frühere Geheimdienstchef.

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