"Misa Banana"

Mafia-Boss mit Kontakten zur serbischen Regierung

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65-jähriger Montenegriner wird in Serbien des Schmuggels von 1,8 Tonnen Kokain verdächtigt.

Als "Misa (Aussprache: Mischa) Banana" ist in Belgrad jener Geschäftsmann bekannt geworden, der dieser Tage das Weiterbestehen der erst im vergangenen Sommer gebildeten serbischen Regierung in Gefahr brachte. Am Wochenende wurden die gut vier Jahre zurückliegenden Kontakte des derzeitigen Premiers und Innenministers Ivica Dacic zu dem aus Montenegro stammendem Rodoljub Radulovic bekannt.

Ein Belgrader Gericht hatte in der Vorwoche eine im Vorjahr gegen Radulovic erhobene Anklage bestätigt. Seit Jänner 2009 soll er demnach den Schmuggel von 1,8 Tonnen Kokain aus Südamerika organisiert haben. Als Tarnung hatten laut Anklage Sojatransporte gedient, wie die Tageszeitung "Blic" am Montag berichtete.

Seine Berufskarriere soll der nun 65-jährige Kokain-Schmuggler Ende der 1970er Jahre in einer Belgrader staatlichen Exportfirma begonnen haben. Anfang der 1980er Jahre hatte sich Radulovic laut früheren Medienberichten selbstständig gemacht, indem er Privatfirmen unter anderem in Russland, Österreich und den USA gegründet haben soll. Jene in Österreich - Yox Austria - soll sich laut "Blic" mit Treibstoffimporten befasst haben. Radulovic soll auch Geschäfte mit der russischen Lukoil betrieben haben.

Das Ergebnis der Treibstoffgeschäfte war allerdings ein von einem Gericht in Florida im April 2003 verhängtes Urteil: Radulovic wurde zur Entschädigung einer Moskauer Firma mit gut zwölf Millionen Dollar verpflichtet. Seine Liegenschaften in Florida wurden beschlagnahmt.

Kurz zuvor kehrte der Geschäftsmann nach Belgrad zurück, wo er sich in den darauf folgenden Jahren einen Namen und seinen Spitznamen als Bananenimporteur machte.

Wesentlich erfolgreicher als die Geschäfte von Radulovic in Serbien sollen allerdings jene in seinem Geburtsort Kotor an der montenegrinischen Küste gewesen sei. In der Altstadt hatte die von ihm gegründete Firma Trecom ein Hotel, ein Café und ein Casino geführt. Aus nie geklärten Gründen hatte Radulovic Ende 2006 den 90-prozentigen Anteil an der Firma einem gewissen Dragan Dudic überlassen, der vier Jahre später ermordet wurde. Die Täter wurden nie gefasst. Dudic steht nach wie vor im Verdacht, ebenfalls zur Kokain-Mafia gehört zu haben.

Der derzeitige Aufenthaltsort von Radulovic, der in Belgrad jahrelang vor allem auf einem der unter Geschäftsleuten und Politikern beliebtesten Tennisplätze anzutreffen war, ist offenbar nicht bekannt.

Der serbische Vizepremier und Chef der Serbischen Fortschrittlichen Partei (SNS), Aleksandar Vucic, teilte am Montag mit, dass seine Partei das Regierungsbündnis mit den Sozialisten von Dacic zunächst nicht auflösen werde. Die Ermittlungen über die Kriminalität würden fortgesetzt werden, niemand sei geschützt, ließ Vucic wissen.

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