"Wenn Jordanien und Libanon fallen, dann gnade uns Gott."
Der Souveräne Malteser Ritterorden warnt vor einer Eskalation der Flüchtlingssituation im Nahen Osten, konkret in Jordanien und im Libanon. "Europa muss sich noch mehr engagieren. Wenn diese Länder fallen, dann gnade uns Gott", so der Großkanzler des Ordens, Albrecht von Boeselager, am Donnerstag bei einem Besuch von Bundespräsident Alexander Van der Bellen in der Magistralvilla der Malteser in Rom.
Ein Drittel des Landes
Die Zahl der Flüchtlinge im Libanon entspreche bereits rund einem Drittel der Bevölkerung des Libanon, sagte Boeselager. In dem Land leben rund sechs Millionen Menschen, womit die Anzahl der Migranten demnach bei rund zwei Millionen liegen würde. Aktiver Grenzschutz sei schon in Ordnung, meinte Boeselager, das Problem bei der aktuellen europäischen Politik sei jedoch, "dass sie zwar dichtmacht, sich aber nicht darum kümmert, dass die Menschen wieder in ihre Herkunftsländer zurückkehren können."
Der Orden ist mit 13.500 Mitgliedern, 80.000 ehrenamtlichen Helfern und 42.000 Personen im medizinischen Dienst engagiert. Es gibt auch Hilfseinsätze im Mittelmeer, seit 2008 haben laut Angaben der Malteser 55.000 Menschen Hilfe erhalten.
Van der Bellen hat für Anfang Dezember eine Reise in den Libanon geplant, die ihn unter anderem zu österreichischen Bundesheersoldaten führen soll, die dort im Rahmen der UNIFIL-Mission der Vereinten Nationen stationiert sind.
Vorgezogene Rückreise
In Rom stand für den Bundespräsidenten zum Abschluss seiner Reise, deren Höhepunkt der Besuch bei Papst Franziskus im Vatikan war, ein Besuch bei der ebenfalls in Flüchtlingsangelegenheiten engagierten Gemeinschaft Sant'Egidio am Programm. Für den Abend war die vorgezogene Rückreise geplant, weil sich Van der Bellen am Freitag von den Koalitionsverhandlern aus ÖVP und FPÖ über den Verlauf ihrer Gespräche informieren lassen will.