Ägypten

Mubarak brach nach Urteil zusammen

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Richter sprach 84-jährigen Ex-Präsidenten in Kairo schuldig - Mubarak weinte.

Bei der Urteilsverkündung in Kairo konnte sich Ägyptens Ex-Präsident Hosni Mubarak noch zusammenreißen. Doch als man den 84-Jährigen anschließend mit einem Hubschrauber zum Tora-Gefängnis flog, brach der ehemalige Langzeitmachthaber nach Angaben von Augenzeugen zusammen. "Sein Gesundheitszustand hat sich plötzlich sehr verschlechtert, weshalb ihn die Ärzte nach der Landung an Bord des Helikopters versorgen mussten", sagte eine Augenzeuge.

Mubarak habe den Hubschrauber nicht verlassen wollen und bitterlich geweint, verlautete aus Sicherheitskreisen.

Das staatliche Nachrichtenportal "Egynews" zitierte einen Arzt, nach dessen Angaben Mubarak sehr schlecht auf die Nachricht reagiert habe, dass er nicht zurück in das Militärkrankenhaus gebracht worden sei. Dort hatte er die vergangenen Monate seiner Untersuchungshaft verbracht. Stattdessen wurde Mubarak zur Intensivstation des Tora-Krankenhauses geflogen. Im Tora-Gefängnis vor den Toren von Kairo waren einst viele politische Widersacher Mubaraks eingekerkert.

Lebenslange Haft
Mubarak wurde am Samstag von einem Gericht in Kairo zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Ex-Staatschef war wegen Amtsmissbrauchs, Bestechlichkeit und Anordnung der Tötung von Demonstranten während des 18-tägigen Volksaufstands Anfang vergangenen Jahres angeklagt. Bei der Niederschlagung der Proteste des Arabischen Frühlings kamen rund 850 Menschen ums Leben.

Der Staatsanwalt hatte für den früheren Staatschef die Todesstrafe gefordert. Mubarak kann gegen das Urteil Einspruch einlegen. Die Urteilsverkündung wurde live im ägyptischen Staatsfernsehen übertragen. Gegner Mubaraks nahmen die lebenslange Haftstrafe mit großem Jubel auf.

Der den Vorsitz führende Richter Ahmed Refaat verurteilte Mubarak wegen dessen Verantwortung für die tödlichen Schüsse auf Demonstranten im vergangenen Jahr. Vom Vorwurf der Korruption wurde Mubarak freigesprochen.

Mubarak, der auf einem Krankenbett in den Gerichtssaal gebracht worden war, blieb nach der Urteilsverkündung ruhig. Er trug eine dunkle Sonnenbrille.

Söhne freigesprochen

Auch gegen Mubaraks früheren Innenminister Habib al-Adli verhängte das Gericht eine lebenslange Gefängnisstrafe. Die Söhne Mubaraks, Alaa und Gamal, wurden vom Vorwurf der Korruption freigesprochen. Die beiden bleiben aber in Untersuchungshaft, weil sie noch in weiteren Verfahren angeklagt sind.

Mubarak war im Februar 2011 nach tagelangen Massenprotesten zum Rücktritt gezwungen worden. Der Oberste Militärrat unter Feldmarschall Mohammed Hussein Tantawi übernahm damals die Macht.

Hosni Mubarak Grafik
© APA

Tumulte im Gerichtssaal
Im Gerichtssaal und vor dem Gebäude kam es nach der Urteilsverkündung zu Prügeleien und Tumulten. Die Polizei schritt ein, als Angehörige getöteter Demonstranten sowie Mubarak-Anhänger aufeinander losgingen. Gegner Mubaraks reagierten auf das Urteil unterschiedlich. Einige brachen auf der Straße in Jubel aus oder knieten nieder. Andererseits riefen Angehörige von Opfern und die sogenannten Revolutionäre auch "ungültig!, ungültig". Sie sind der Meinung, dass Mubarak sein Leben am Galgen beenden sollte. Außerdem zeigten sie sich empört, dass der Prozess für die mitangeklagten Polizeioffiziere mit einem Freispruch endete. Die Unterstützer des Ex-Machthabers, die ebenfalls in großer Zahl vor dem Gerichtsgebäude erschienen waren, hatten ihrerseits auf einen Freispruch für Mubarak gehofft.


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