"Moderne Sklaverei"

Mutter und Kind zwei Jahre in Ohio gefangen

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Eine geistig behinderte Frau und ihr Kind wurden wie Sklaven gehalten.

Eine geistig behinderte Mutter und ihr Kind sind nach Angaben der US-Behörden etwa zwei Jahre lang im US-Bundesstaat Ohio praktisch wie Sklaven gehalten worden. Ihre drei Peiniger hätten sie gequält und zu Arbeiten gezwungen. Ein Staatsanwalt sprach von "moderner Sklaverei". Zwei Männer und eine Frau wurden festgenommen, sagte der zuständige FBI-Fahnder Eric Smith in einer Pressekonferenz am Dienstag (Ortszeit).

Verbrechen wurde durch Zufall entdeckt
Die Polizei sei dem Verbrechen nur zufällig auf die Spur gekommen, berichteten US-Medien. Polizisten hätten die Frau schon Ende 2012 bei einem Ladendiebstahl erwischt. Sie habe darum gebeten, ins Gefängnis zu kommen, weil sie bei Menschen lebe, die gemein zu ihr seien, so der Nachrichtensender CNN. Dies habe die Behörden stutzig gemacht.

Motive der Täter unklar
Die genauen Hintergründe, vor allem die Motive der mutmaßlichen Täter, lagen zunächst im Dunklen. "Die Opfer waren unmenschlichen Bedingungen unterworfen", sagte Smith. Sie hätten auf bloßem Zementboden schlafen müssen, ihnen sei Essen verweigert worden, sie seien geschlagen worden, teilweise hätten sie nicht zur Toilette gehen dürfen. "Sie wurden mit Waffen bedroht, mit Pitbull-Kampfhunden und mit Pythonschlangen." Medienberichten zufolge kassierte einer der Verdächtigen die Sozialhilfe der geistig behinderten Frau.

 Die Täter hätten ihre Opfer in einem Wohnhaus in Ashland nahe der Stadt Cleveland gefangen gehalten. Sie hätten die Frau gezwungen, für sie Haus- und Gartenarbeiten zu erledigen. Die Täter bedrohten angeblich die sechsjährige Tochter des Opfers, um die Frau gefügig zu machen. Auch wurde die Frau nach Angaben der Staatsanwaltschaft geschlagen und mit ihren Verletzungen in die Notaufnahme von Krankenhäusern geschickt. Die Schmerzmittel, die das Opfer dort erhielt, verwendeten die Verdächtigen demnach für sich selbst. "Sie haben versucht, dem Opfer ihre menschliche Würde zu nehmen", sagte Staatsanwalt Dettelbach.

Brutale Erpressung
Nach Berichten der Polizei sei die Mutter vor laufender Videokamera gezwungen worden, ihr Kind zu schlagen. Dann sei ihr gedroht worden, das Video der Polizei zu übergeben, falls sie fliehen würde.

Drei Verdächtige in Haft

Am Dienstag hätten die Behörden schließlich die drei Verdächtigen festgenommen. Gegen eine weitere Person werde noch ermittelt, berichtete der Lokalsender WKYC. "Wir werden wieder einmal daran erinnert, dass moderne Sklaverei auch bei uns existiert", sagte Dettelbach. Dem Opfer und ihrer Tochter gehe es gut, teilten die Behörden mit. Den Verdächtigen droht eine Anklage wegen Zwangsarbeit. Die Familien der Verdächtigen wiesen die Anschuldigungen als "lächerlich" zurück.

Parallele zu Cleveland-Drama
Das Verbrechen weckt böse Erinnerungen in den USA: Erst im Mai hatte die Polizei in Cleveland drei Frauen befreit, die rund zehn Jahre lang festgehalten worden waren. Dem 52-jährige mutmaßlichen Peiniger Ariel Castro wird vorgeworfen, eine der Entführten vergewaltigt, geschwängert und sie dann derart misshandelt zu haben, dass sie das Kind verlor. Die Frauen sind heute 32, 27 und 23 Jahre alt.
 

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