Nordkorea hat nach Angaben des südkoreanischen Militärs am Donnerstag erneut zumindest drei Raketen abgefeuert.
Bei einer davon dürfte es sich um eine atomwaffenfähige Langstreckenrakete gehandelt haben, die eine Reichweite von tausenden Kilometern aufweist. Sie sei aber vermutlich mitten im Flug abgestürzt, meldete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf Regierungsvertreter in Seoul. Details wurden nicht genannt.
In Japan sorgte der Raketentest für Verwirrung. Die Regierung in Tokio hatte anfängliche Angaben korrigiert, wonach die erste Rakete mit längerer Reichweite über Japan hinweggeflogen sei. Japans Verteidigungsminister Yasukazu Hamada erklärte später, die Rakete sei über dem Japanischen Meer plötzlich vom Radar verschwunden. Militärexperten zufolge deutet dies auf einen gescheiterten Test hin. Nach Angaben aus Seoul und Washington sind in diesem Jahr bereits mehrere nordkoreanische Tests solcher Raketen gescheitert.
US-Außenamtssprecher Ned Price verurteilte den Start als einen klaren Verstoß gegen zahlreiche UN-Sanktionen. Es zeige sich, welche Bedrohung von Nordkoreas illegalem Raketen- und Massenvernichtungswaffen-Programm ausgehe. Zusammen mit der internationalen Gemeinschaft riefen die USA Nordkorea dazu auf, von weiteren Provokationen abzusehen und sich auf einen Dialog einzulassen. Das Engagement der USA für die Verteidigung Südkoreas und Japans bleibe "eisern". Japans Premierminister Fumio Kishida sagte, Nordkoreas wiederholte Raketenstarts "können absolut nicht verziehen werden."
Neben der mutmaßlichen Interkontinentalrakete feuerte Nordkorea auch wieder mehrere ballistische Raketen ab. In den vergangenen Monaten gab es zahlreiche solcher Tests. Pjöngjang erklärte, man reagiere damit auf gemeinsame Militärmanöver der USA und Südkoreas, die deren feindliche Haltung gegenüber Nordkorea belegten.
Die südkoreanische Luftwaffe kündigte unterdessen an, eben diese gemeinsamen Militärmanöver mit den USA zu verlängern. Die Luftstreitkräfte beider Länder hätten sich darauf geeinigt, die Ende Oktober begonnenen Übungen unter dem Namen "Vigilant Storm" hinsichtlich "der jüngsten Provokationen des Nordens" zu verlängern, hieß es am Donnerstag. An dem Manöver sind hunderte Kampfflugzeuge beider Länder beteiligt.
Japan und Südkorea hätten in der Vergangenheit nordkoreanische Raketentests immer wieder falsch eingeschätzt, sagte Ankit Panda von Carnegie Endowment for International Peace (CEIP), einer unparteiischen Denkfabrik für internationale Angelegenheiten. "Keines der beiden Länder verfügt über die äußerst zuverlässigen und wünschenswerten weltraumgestützten Infrarotsensoren, die den Vereinigten Staaten zur Verfügung stehen und eine sofortige Erkennung von Raketenstufen beim Zünden ermöglichen", sagte Panda.
Seit Ende September hat Nordkorea trotz internationaler Kritik in ungewohnt hoher Frequenz Raketentests durchgeführt. Erst am Mittwoch hatte das Land nach Angaben des südkoreanischen Militärs über den Tag verteilt mehr als 20 Raketen an der Ost- und Westküste abgefeuert - so viele wie noch nie an einem Tag. Erstmals schlug dabei eine Rakete unweit südkoreanischer Hoheitsgewässer ein, was eine scharfe Reaktion aus Seoul zur Folge hatte. Die USA verurteilten den Raketenabschuss, Russland und China riefen zur Zurückhaltung auf.