Kritik an Pariser Feuerwehr: Kam sie viel zu spät?
Paris. Kritik wurde an der Pariser Feuerwehr laut. Sie sei viel zu spät gekommen und den Flammen zu lange nicht Herr geworden. Offenbar steckte die Feuerwehr nach der Alarmierung, auf dem Weg zum Brand im Stau fest. Laut Berichten kamen die Einsatzautos direkt in den Berufsverkehr. Viele Menschen wunderten sich, warum so lange kein Einsatz vor Ort durchgeführt wurde.
Wie nahe Schaulustige am Ort des Brandes stehen wird hier deutlich. Eine Erschwernis für die Einsatzkräfte.
Notre Dame brûle pic.twitter.com/JEF2isv9j8
— beyreuther minkov (@BeyreutherM) 15. April 2019
Warum wird nicht aus der Luft gelöscht?
Die Feuerwehr Paris reagiert auf den Vorschlag Trumps, mit Löschflugzeugen vorzugehen. Die Antwort der Einsatzkräfte: "Das Gewicht des Wassers, das aus der Luft abgeworfen werden würde, kann die Struktur des Gebäudes schwächen und zum Einsturz der gesamten Konstruktion führen."
Die Feuerwehrmänner versuchen das Löschwasser so gezielt wie möglich einzusetzen.
#NotreDame @PompiersParis Hélicoptère ou avion, le poids de l'eau et l'intensité du largage à basse altitude pourraient en effet fragiliser la structure de Notre-Dame et entraîner des dommages collatéraux sur les immeubles aux alentours.
— Sécurité Civile Fr (@SecCivileFrance) 15. April 2019
Feuerwehrsprecher Feiler: sehr heikler Einsatz
Der Sprecher der Wiener Berufsfeuerwehr, Christian Feiler, sprach am Montagabend gegenüber der APA von einem sehr heiklen Einsatz bei der Notre-Dame, nicht zuletzt wegen der Aufbringung von kaltem Wasser auf stark erhitzten Natur- oder Sandstein.
"Die Schwierigkeiten bei der Brandbekämpfung sind für einen Laien kaum vorstellbar: Im Dachstuhl solcher Kirchen befinden sich Unmengen von altem, historischem Holz." Dieses brenne sehr gut. Noch dazu gebe es keine Brandabsaugung. Das bedeute eine enorme Hitzeentwicklung.
Das Aufbringen von kaltem Wasser auf den sehr stark erhitzten Sand- oder Naturstein wäre fatal, weil es das Gemäuer zum Springen und im Extremfall zumindest schwere Schäden, wenn nicht den Kollaps des Gebäudes auslösen könnte. "Das bedeutet, ich muss sehr treffsicher löschen", sagte Feiler. Allerdings wisse man oft nicht genau, wo zu löschen ist. Es würde wohl Sinn machen, dass man Teilbereiche des Gebäudes aufgebe und andere zu halten versuche.
Ein Einsatz von Löschflugzeugen oder Hubschraubern wäre nicht sinnvoll: "Das Dach ist so konstruiert, dass Regenwasser abgehalten wird." Erst wenn das Dach geöffnet wäre, könnte man darüber überhaupt nachdenken.
Gäbe es im Wiener Stephansdom ein ähnliches Feuer, würde wohl die höchste Alarmstufe ausgelöst - 7 oder 8, jedenfalls deutlich höher als beim Brand des Donauzentrums Anfang März, als Alarmstufe 4 ausgelöst wurde. "Aber nicht sofort: Man würde die Unterstützung von Freiwilligen Feuerwehren heranziehen, damit diese die Wachen besetzen, falls es weitere Ereignisse gebe. Die Wiener Berufsfeuerwehr könnte sich damit auf die Brandbekämpfung im Dom konzentrieren. Man müsste sicherstellen, dass es Ablösungen gibt. Es würde nichts bringen, wenn man 400 Einsatzkräfte auf einmal heranzieht und die einander im Weg stehen."
Ein weiteres Problem sind die Brandschutzmaßnahmen in solchen historischen Gebäuden. "Für den Stephansdom gibt es sehr alte Bestandspläne, aber keine klassischen Brandschutzpläne", betonte Feiler.